Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
15. Juli 2024

Wie Banken und NGOs gemeinsam positive Auswirkungen auf die Gesellschaft fördern können

Durch ihre Zusammenarbeit können Banken und NGOs wirklich etwas bewirken. Die Banken bieten Finanzierungen für nachhaltige Projekte, während NGOs sensibilisieren und zu finanzierende Projekte vorschlagen. In diesem Gespräch erklärt Nicoletta Centofanti, CEO der LSFI, wie Banken und NGOs zusammen positive Auswirkungen auf die Gesellschaft fördern sollten.

Wie können Banken und NGOs zusammenarbeiten, um wichtige gesellschaftliche Probleme aufzudecken und nachhaltige Initiativen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft eingehen und zugleich positive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben?

Banken spielen in dem Übergang zu einer nachhaltigen Welt eine entscheidende Rolle, da sie mit Krediten und über ihre Portfolios nachhaltige Projekte finanzieren. Auf ähnliche Weise sind NGOs von Bedeutung, da sie die Menschen sensibilisieren und die Bedürfnisse unserer Gesellschaft und unseres Planeten aufdecken. Zudem schlagen sie den Banken Projekte oder Unternehmen vor, die für eine Finanzierung in Frage kommen. Die Zusammenarbeit zwischen ihnen ist von wesentlicher Bedeutung: Einerseits wird so sichergestellt, dass angemessene Produkte entwickelt und wirkungsvolle Projekte oder Unternehmen finanziert werden, andererseits werden so die Auswirkungen auf die Realwirtschaft besser überwacht. Zusätzlich können NGOs und Banken gemeinsam die bewährten Praktiken erfassen und Methoden für den Übergang zu einer nachhaltigen Welt entwickeln. Gemeinnützige Organisationen haben beispielsweise mehrere Methoden und Instrumente für den Übergang zu einer nachhaltigen Welt entwickelt, die nun von Finanzinstituten eingesetzt werden, um ihre Portfolios zu dekarbonisieren oder Nachhaltigkeitskriterien in Anlageentscheidungen einfließen zu lassen.

Welche Vorteile bieten Partnerschaften zwischen Banken und NGOs bei der Unterstützung sozialer Aspekte, und wie kann diese Zusammenarbeit für eine maximale Wirkung strukturiert werden?

Der Übergang zu einem nachhaltigen Finanzwesen erfordert die Einbeziehung aller Akteure, von den Regierungen und den Finanzinstituten bis hin zur Zivilgesellschaft und der breiten Öffentlichkeit. Durch die Partnerschaften zwischen diesen verschiedenen Akteuren wird sichergestellt, dass der Übergang so effektiv und effizient wie nur möglich verläuft, da jeder Akteur seine einzigartige und ergänzende Fachkenntnis einbringt. Bei einer Zusammenarbeit zwischen NGOs und Banken können beispielsweise mehr Menschen erreicht werden, sie können notwendige (aber vielleicht weniger „allseits bekannte“) Projekte finanzieren, gesellschaftliche Bedürfnisse angehen und die vorhandenen Lücken schließen.

Im Bereich des nachhaltigen Finanzwesens verfolgen letztlich alle dasselbe Ziel. Alle Parteien müssen dieses verstehen und auch annehmen. Anstatt alleine oder gegeneinander zu arbeiten, kann beim Übergang ein wesentlicher Fortschritt erreicht werden, wenn man die Stärken eines jeden nutzt. Die Zusammenarbeit führt zudem zu raschen Fortschritten im nachhaltigen Finanzwesen.

Wie kann die LSFI beim Kapazitätsaufbau für ein nachhaltiges Finanzwesen helfen?

Die LSFI unterstützt den Kapazitätsaufbau sowohl innerhalb des Finanzwesens auch als in der breiten Öffentlichkeit. Im Finanzwesen organisieren wir Arbeitsgruppen, die sich mit Herausforderungen wie Bildung und Ausbildung, Klimamessung und Berichterstattung sowie ESG-Daten befassen. Diese Arbeitsgruppen liefern dem Finanzwesen praktische Instrumente, um die aktuelle Herausforderungen zu bewältigen und die Fähigkeiten auszubauen.

Darüber hinaus verfassen wir Berichte und Studien zum nachhaltigen Finanzwesen, die tiefgreifende Bewertungen und quantitative Daten bieten, die für das Verständnis der aktuellen Lage und der künftigen Bedürfnisse des nachhaltigen Finanzwesens entscheidend sind. Zudem veranstalten wir technische Webinare und Veranstaltungen. Am 18. und 19. September veranstalten wir beispielsweise unseren ersten LSFI-Gipfel mit Masterclasses für Finanzfachleute, damit diese vertieftes Wissen zu kritischen Themen wie Menschenrechte, Erschließung privater Investitionen, Biodiversität und Verantwortung erlangen.

Für die breite Öffentlichkeit veranstalten wir Sensibilisierungskurse an Universitäten, in FinTech-Unternehmen, an Schulen und anderen Orten,  um zu erklären, was nachhaltige Finanzen sind und wie sie jeden betreffen.

Wie lauten einige Beispiele für erfolgreiche gemeinsame Projekte zwischen Banken und NGOs, die wertvolle gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt haben?

Eines der ersten Beispiele in Luxemburg war wahrscheinlich die Zusammenarbeit zwischen etika und Spuerkeess. Die beiden Akteure schufen im Jahr 1997 das alternative Sparkonto, das erste nachhaltige Bankprodukt in Luxemburg, das strenge Kriterien in Bezug auf Transparenz und Nachhaltigkeit umfasste. Mit diesem konnten die sparenden Kunden die Finanzierung sozialer und ökologischer Projekte zu günstigen Zinssätzen ermöglichen. In diesem Rahmen veranstaltet etika jedes Jahr die Velotours. Hierbei können die von den beiden Partnern unterstützten Projekte mit einem umweltfreundlichen Transportmittel besichtigt werden.

Welche fünf Tipps haben Sie für Banken und NGOs, die eine Zusammenarbeit anstreben und den Erfolg dieser gemeinsamen Bemühungen für positive soziale Auswirkungen messen möchten?
  1. Erkunden Sie die Synergien in den verschiedenen Sektoren und Fachbereichen, um gemeinsame Interessen ausfindig zu machen, die man nutzen kann.
  2. Stellen Sie sicher, dass nachhaltige Projekte und innovative Produkte dank Ihrer sich ergänzenden Fachwissen finanziert bzw. entwickelt werden.
  3. Entwickeln Sie quantitative und qualitative Ziele sowie eine klare Strategie, die Ihre Tätigkeiten leitet. Stellen Sie dabei die Ausrichtung auf Ihre Nachhaltigkeitsziele sicher.
  4. Legen Sie klare und messbare Ziele fest, damit Sie Ihren Fortschritt verfolgen und die Rechenschaftspflicht vorantreiben können.
  5. Messen Sie die Auswirkungen Ihrer Investitionen anhand bestehender Standards und Instrumente, um so positive ökologische und soziale Ergebnisse sicherzustellen.
Über diesen Blog:

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


Verpassen Sie nicht die praktischen Tipps unserer Experten für Ihren Alltag und seien Sie Teil der positiven Veränderung.

Nachhaltigkeit