Können Sie uns die wichtigsten Herausforderungen und Bedürfnisse der Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit nennen?
Die umfangreichen und sich ständig weiterentwickelnden Vorschriften haben den Unternehmen seit Jahren eine Reihe von Kriterien und Daten auferlegt, deren Implementierung einen erheblichen Zeitaufwand erfordert. Zu den Problemen mit der Standardisierung kam dann noch die Kritik des „Greenwashing“ hinzu. Mit dem in Europa angestrebten „Green Deal“ soll der Übergang zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Wirtschaft beschleunigt werden, und zwar durch eine ehrgeizige Strategie und Richtlinien, um das Kapital in die Finanzierung dieses Übergangs zu lenken. Die „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)„ wurde eingeführt, um den Zugang zu ESG-Daten zu vereinfachen und mehr Transparenz zu schaffen. Dadurch wird das Kapital in nachhaltige Projekte gelenkt und das „Greenwashing“ durch deutlichere Standards bekämpft.
Welche konkrete Rolle ergibt sich für das Finanzwesen, insbesondere für die Banken?
Die Banken spielen eine Schlüsselrolle. Die Europäische Kommission hat den Bankinstituten, die Rolle eines Motors bei der Energiewende übertragen, um Gelder in nachhaltige Projekte zu lenken. In diesem Zusammenhang stellt Spuerkeess seinen professionellen Kunden ein Tool zur Verfügung, mit dem sie die von den verschiedenen Interessengruppen, einschließlich der Banken, angeforderten Daten erheben können. So empfiehlt die Europäische Zentralbank den Banken, ESG-Daten in den Prozess der Kreditbewertung und -vergabe einzubeziehen. Auch wenn kleine Unternehmen nicht verpflichtet sind, nichtfinanzielle Berichte zu erstellen, gibt es eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen, insbesondere von den jüngeren Generationen, die sich der Auswirkungen auf die Umwelt zunehmend bewusst sind. Ein KMU, das seine ESG-Bemühungen hervorhebt, kann seine Wettbewerbsfähigkeit steigern, sich auf dem Markt abheben und so seinen Ruf verbessern.
Spuerkeess hat im Januar 2025 das Programm „Transition Enabler“ gestartet. Können Sie uns mehr über dieses Tool erzählen, das Sie mit Ihren Kunden getestet haben?
Das Hauptziel des Programms „Transition Enabler“ besteht darin, unsere professionellen Kunden bei ihrem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu unterstützen, indem wir ihnen ein digitales Tool zur Verfügung stellen, mit dem sie ESG-Daten, die von ihren Interessengruppen angefordert werden könnten, erheben und zentral zusammenfassen können. Konkret haben wir einen vereinfachten ESG-Fragebogen für „Voluntary Standards for non-listed SMEs (VSMEs)“ getestet, mit einem Dutzend Unternehmen unterschiedlicher Größe und ESG-Reife. Der ESG-Fragebogen dient als Ausgangspunkt, um die ESG-Reife zu ermitteln, mögliche Schwächen zu identifizieren und konkrete Verbesserungsmaßnahmen vorzuschlagen. Mit dem Ziel, unseren Kunden das bestmögliche Tool an die Hand zu geben, haben wir ein „Transition Enabler“-Ökosystem mit Schlüsselakteuren im Bereich der Nachhaltigkeit in Luxemburg geschaffen. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Fragebogens leiten unsere Relationship Manager die Kunden je nach ihrer Situation und ihren Bedürfnissen zu den richtigen Partnern. Wenn ein Kunde zum Beispiel eine CO2-Bilanz erstellen möchte, helfen wir ihm, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Letztendlich ermöglicht dieses Tool den Unternehmen, ihre Stärken und Schwächen in Bezug auf die Nachhaltigkeit besser nachzuvollziehen und einen konkreten Aktionsplan zu erstellen, um so ihre ESG-Reife im Laufe der Zeit zu verbessern.
Wie kann ein KMU in der Praxis Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit machen? Sollte es sich direkt an seine Bank oder an das „House of Sustainability“ wenden?
Das hängt von dem Kunden, seiner Situation und seinem Einstiegspunkt ab. Wenn der Kunde einen Termin mit seinem Berater hat, um einen Finanzierungsantrag zu stellen oder seine Akte zu aktualisieren, spricht der Berater mit dem Kunden die ESG-Thematik an. Er schlägt ihm dann vor, unseren ESG-Fragebogen auszufüllen, damit der Kunde seine ESG-Reife bestimmen kann. Gleichzeitig leitet er ihn zum richtigen Partner aus unserem „Transition Enabler“-Ökosystem. Manche Kunden wenden sich direkt an das „House of Sustainability“ oder die Handwerkskammer, um ESG-bezogene Informationen zu erhalten. Es kommt also ganz darauf an, in welcher Situation und zu welchem Zeitpunkt der Kunde eine Begleitung benötigt. Wichtig ist, dass man zunächst seine aktuelle Situation einschätzt und sich von Experten begleiten lässt, um konkrete und wirksame Maßnahmen zu ergreifen.