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Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
15. April 2024

Die Risiken des Klimawandels und wie sie sich eingrenzen lassen

Unternehmen und damit auch Finanzinstitute blicken mit wachsender Sorge auf die Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt, da sie von physikalischen Effekten, Veränderungen des Wetters oder Anstrengungen zur Verringerung von Emissionen rühren können. Für eine langfristig tragfähige Wirtschaft, ist die Einbindung von Nachhaltigkeits- und Klimarisiken in Geschäftsstrategien von entscheidender Bedeutung. Jean-Philippe Peters, Partner bei Deloitte Luxemburg, und Maria Josefin Johansson Juup, Senior Manager bei Deloitte Luxemburg, teilen hier ihre Einschätzungen mit und geben fünf nützliche Tipps für Unternehmen, die sich mit der Ausarbeitung eines Konzepts zur Handhabung von Klimarisiken befassen.

1. Welche Risiken sind mit dem Klimawandel verbunden, und welche Folgen ergeben sich hieraus für Unternehmen?

Der Klimawandel stellt für Unternehmen, sowie Finanzinstitute, ein wachsendes Problem dar. Dem Global Risks Report 2024 des Weltwirtschaftsforums zufolge, der die Risikowahrnehmung von Führungskräften weltweit nachzeichnet, werden Klima- und Umweltrisiken als die größte Gefahr betrachtet. Zudem gehen die Befragten davon aus, dass Extremwetter sowohl auf kurze Sicht (zwei Jahre) als auch langfristig gesehen, eine erhebliche globale Bedrohung darstellen wird.

Klimarisiken können sich aus den physikalischen Effekten und veränderten Witterungsverläufen ergeben, die durch den Klimawandel verursacht werden (physische Risiken), oder auch aus den Anstrengungen zur Verringerung oder Vermeidung der Treibhausgasemissionen, die diesem zugrunde liegen (Transitionsrisiken).

Folglich können Klimarisiken in vielen verschiedenen Ausprägungen vorliegen und das Risikoprofil eines Unternehmens sowohl kurzfristig (beispielsweise bei akuten Naturereignissen wie Überschwemmungen, deren Eintrittswahrscheinlichkeit steigt) als auch langfristig beeinträchtigen (etwa aufgrund der Unfähigkeit, sich veränderten Kundenvorlieben in puncto Nachhaltigkeit anzupassen).   

Umso wichtiger ist es daher für Unternehmen, Nachhaltigkeits- und Klimarisikoaspekte in ihre Geschäftsstrategie einzubeziehen, indem sie ermitteln, wie sich die verschiedenen Facetten des Klimarisikos auf ihre Geschäftstätigkeit und Finanzlage auswirken könnten. 

2. Lohnt es sich, klimabezogene und Umweltrisiken in Risikomanagementkonzepte aufzunehmen?

Ja, unbedingt. Abgesehen von den aufsichtsrechtlichen Erwartungen und Anforderungen sollten sich Unternehmen und Finanzinstitute adäquat vorbereiten, um den Folgen des Klimawandels standhalten zu können. Gleichzeitig sollten sie ihre Mitarbeiter, Kunden und Partner vorrangig über die wesentlichen Maßnahmen informieren, die zur Förderung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Wirtschaft erforderlich sind.  Zudem ist es wichtig, dass sie diese Auswirkungen auch in verschiedene Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit einbeziehen, etwa bei Rückstellungen, Versicherungsverträge, Produktangebote und der Preisstrategie.

Angesichts der spezifischen Natur von Klimarisiken erreichen Unternehmen dies in der Regel durch so genannte "Transmissionskanäle", die Kausalketten darstellen, die Klimarisikotreiber mit anderen "klassischen" Risikotypen wie Kreditrisiko, Betriebsrisiko, Marktrisiko und anderen verbinden. Falls zum Beispiel ein Unternehmen auf einen Auftragnehmer mit Standort in einer geografischen Region angewiesen ist, in der ein erhöhtes Risiko von Naturkatastrophen besteht, wird sich das Betriebsunterbrechungsrisiko für ihn im Laufe der Zeit erhöhen, sofern sich die Klimabedingungen weiter verschlechtern.

3. Können finanzielle Lösungen dazu beitragen, diese Risiken abzufedern?

Im Rahmen ihres Aktionsplans zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum, verfolgt die Europäische Union das Ziel, Kapitalflüsse auf nachhaltige Investitionen umzulenken, um ein nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen. Um dieses Ziel umzusetzen, werden Finanzinstitute allgemein und Banken im Besonderen dazu angeregt, Produkte zu schaffen, die sich „positiv auf die Nachhaltigkeit auswirken“.

Unternehmen (und Privatleute) werden somit zunehmend Zugang zu spezifischen Finanzlösungen und -produkten haben, die eine vorausschauende Anpassung an den Klimawandel ermöglichen. Damit verringern sie ihre möglichen Verwundbarkeiten gegenüber Klimarisiken und tragen zugleich aktiv zur Finanzierung von Projekten und Investitionen bei, die die grüne Transformation unterstützen.

Infolgedessen erwarten wir in den kommenden Jahren eine verstärkte Welle von Finanzinnovationen in diesem Bereich.

4. Welche Erwartungen haben Sie für die Zukunft in Bezug auf die Praktiken des Klimarisikomanagements und die damit verbundenen Herausforderungen?

Das künftige Management von Klimawandelrisiken bringt eine Vielzahl vielschichtiger und komplexer Herausforderungen mit sich. Eine davon hängt mit dem Zeithorizont des Klimarisikos zusammen.

In vielen Branchen wie zum Beispiel auch im Bankwesen werden Geschäftsmodelle in der Regel auf fünf bis zehn Jahre angelegt. Die Abschätzung der Folgen des Klimawandels und die Strategieentwicklung über einen deutlich längeren Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren ist aufgrund der damit einhergehenden hohen Unsicherheit mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Mangelnde Datenverfügbarkeit und die geringe Vorhersehbarkeit von Klimaszenarien erschweren die Einbeziehung von Klimaaspekten in ein „klassisches“ Geschäftsmodell wie auch die Einbindung neuer Technologien und innovativer, zur Bekämpfung und Entschärfung des Klimawandels entwickelter Lösungen.

Die wissenschaftliche Analyse des Klimawandels schreitet jedoch sehr schnell voran, und es entstehen ständig neue relevante Methoden und Daten, die im Rahmen des Risikomanagements eingesetzt werden können. Wir rechnen deshalb damit, dass Unternehmen schrittweise ihre Kapazitäten so weit ausbauen werden, dass sie Klimarisiken gänzlich in ihren Risikomanagementpraktiken verankern können. 

Wir bei Deloitte haben uns verpflichtet, Lösungen für diese Herausforderungen zu fördern. Vor drei Jahren haben wir eine kollektive Plattform - die MOMENTUM-Konferenz - ins Leben gerufen, die ein aktives Engagement und einen offenen Dialog zwischen den Stakeholdern anregen soll, die sich mit Klimawandel und Umweltrisiken befassen.  Mit der Bereitstellung eines Forums können wir allen Teilnehmern helfen, ein fundierteres Verständnis zu gewinnen und effektive Strategien zur Bewältigung dieser Probleme zu entwickeln.

5 nützliche Tipps für Unternehmen bei der Entwicklung eines Rahmens für das Klimarisikomanagement

  1. Integrieren Sie Klimarisiken in die Unternehmensstrategie: Klimarisiken sollten in die Gesamtstrategie des Unternehmens integriert werden und nicht als separates Thema betrachtet werden, sondern als etwas, das Auswirkungen auf alle Aspekte des Unternehmens haben kann.
  2. Berücksichtigen Sie die Vielschichtigkeit des Klimarisikos. Ein wesentliches Merkmal des Klimarisikos sind die vielfältigen Formen, die es annehmen kann, und die verschiedenen Zeithorizonte, die es abdeckt: Achten Sie darauf, eine umfassende Perspektive einzunehmen.
  3. Daten sind entscheidend. Hauseigene Klimarisiken sind meist Mangelware, was eine detaillierte Bewertung externer Quellen erforderlich macht, um die passenden Daten für Ihren speziellen Bedarf zu beschaffen.
  4. Einbeziehung aller Interessengruppen. Beziehen Sie interne und externe Interessengruppen einschließlich der Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmensfunktionen (und nicht nur des Risikomanagements), Kunden und Aufsichtsbehörden in den gesamten Prozess ein.
  5. Betrachten Sie diese Herausforderung als eine Reise. Die Herausforderung des Klimawandels lässt sich nicht mit einer einmaligen Aktion begegnen, sondern sollte regelmäßig überprüft und verbessert werden , weil sich die Klimawissenschaft und die Vorschriften weiterentwickeln.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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