Sie machen sich Gedanken darüber, wie Ihre finanziellen Entscheidungen wirksam zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen können? Sie möchten sich über die innovativen Initiativen informieren, die in Luxemburg angestoßen wurden, um die nachhaltige Finanzwirtschaft ins Rollen zu bringen? In diesem Interview verrät uns Laetitia Hamon, Head of Sustainable Finance bei der Börse Luxemburg, ihre Ideen und Erfahrungen mit diesen entscheidenden Themen. Bei der Lektüre dieses Artikels finden Sie heraus, wie Sie konkret etwas bewirken und zu einer Triebfeder des Wandels hin zu einer nachhaltigen Zukunft werden können.
Sprechen wir über Geld: Wie lässt sich das Thema Taschengeld als Eltern am besten in Angriff nehmen?
Jüngsten Studien zufolge wachsen viele Kinder damit auf, dass sie nicht wissen, wie man Geld verdient oder verwaltet. Im täglichen Leben als Erwachsene kann ein Mangel an finanziellen Kenntnissen zu unnötigem Stress führen, der durchaus vermeidbar ist. Die Vermittlung von Geldwissen an Ihre Kinder ist genauso wichtig wie das Erlernen von Lesen und Schreiben oder das Zähneputzen. Wir sprachen mit Dr. Mara Catherine Harvey, CEO der VP Bank (Schweiz) AG und Head Region Europe sowie Gründerin von SmartWayToStart.com, über Taschengeld und den Einstieg in die finanzielle Erziehung. Viel Spaß beim Lesen!
Meine ersten Überlegungen über Finanzbildung gehen auf mein Buch über die finanzielle Risikobereitschaft von Frauen („Women and Risk: Rewriting the Rules“) zurück. Als jemand, der beruflich in der Vermögensverwaltung tätig ist, stellte ich mir die Frage: „Welchen Einfluss hat der Lohnabstand über das gesamte Leben einer Frau gesehen auf ihre Vermögensbildung, und mit welchen realen Risiken sind Frauen konfrontiert?“. Da ich in der Forschung nicht genug Informationen fand, um meine Fragen zu beantworten, habe ich unsere hauseigenen Fachleute um Simulationen gebeten. Die Zahlen, die dabei herauskamen, waren schockierend.
Dies war der Ausgangspunkt des Wegs, den ich nun einschlug, um Menschen und insbesondere Frauen in finanziellen Angelegenheiten zu helfen. Wie sich herausstellte, gibt es bis heute viele unbewusste Vorurteile und Geschlechterungleichheit – Mädchen werden ab einem frühen Alter anders sozialisiert als Jungen und scheuen sich später, in Fragen des Gehalts und Selbstwerts für sich einzutreten. Somit neigen Frauen dazu, sich weniger intensiv als Männer mit langfristigen finanziellen Angelegenheiten auseinanderzusetzen, und es zeigt sich, dass Frauen auch weniger selbstbewusst über Geld sprechen.
Wann und wo sollte das Gespräch einsetzen?
Aus der Forschung wissen wir, dass das Selbstvertrauen im Alter von fünf Jahren geprägt ist und dass finanzielle Prägungen von Erwachsenen bis zum Alter von sieben Jahren weitgehend angelegt sind. Im Kern geht es darum, Kompetenzen fürs Leben zu erwerben. Wir müssen erklären, dass „Geld nicht auf Bäumen wächst“ und dass „Geld im Sparschwein eine tolle Sache ist, sich so aber nicht vermehren kann“. Also müssen wir Kindern zunächst beibringen, wie man Geld verdient, und erst dann, wie man es ausgibt (meist machen wir dies umgekehrt!), und wir müssen ihnen vermitteln, warum sie ein Sparkonto brauchen, und sie mit den Begriffen Zins und Zinseszins vertraut machen.
In der Schweiz, einem der führenden Finanzplätze der Welt, haben rund vier von zehn Erwachsene Verständnislücken bei den grundlegenden Konzepten Zinsen, Inflation und Risikostreuung. Geschlechtsspezifische Unterschiede spielen hier eine Rolle, aber es stellt sich auch allgemein die Frage der Finanzbildung und der Verbesserung der Rolle, die Eltern hierbei spielen.
Die grundlegende Finanzerziehung liegt in den Händen der Eltern, wo sie auch hingehört. Oft wird geglaubt, dass diese Kenntnisse in der Schule vermittelt werden sollten, doch so funktioniert Finanzerziehung nicht. Schon vor der Einschulung müssen Kinder eine Grundkompetenz zum Thema Geld erworben haben. Kinder lernen, indem sie ihre Umgebung beobachten, und sie sehen ihren Eltern Tag für Tag beim Umgang mit Geld zu. Damit nehmen Eltern unweigerlich eine Vorbildrolle ein. Lehrer bringen Kinder in der Schule Mathematik, Sprachen und andere Dinge bei, gehen jedoch nicht vor den Augen der Kinder mit Geld um.
Was gehört zu einem gelungenen Beginn der frühkindlichen Finanzerziehung unbedingt dazu und was sollten Eltern tunlichst vermeiden?
Ich würde diese Frage mit ein paar einfachen Regeln beantworten:
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Kinder brauchen die haptische Erfahrung; so be-greifen sie Dinge. Wenn wir sie in das Thema Geld einweisen, ist digitales Geld wie Fast Finance: Wir servieren unseren Kindern kein Fast Food. Warum sollten wir ihnen dann nur Fast Finance auftischen? Fast Finance verstärkt die Botschaft, die wir meiden möchten: sofortige Befriedigung.
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Legen Sie als Eltern Ihre Ziele verständlich dar und seien Sie Ihren Kindern das Vorbild, das ihnen hilft, sich gute finanzielle Gewohnheiten anzueignen.
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Erklären Sie Ihren Kindern, wie Geld funktioniert: Der Ausschnitt, den Kinder heutzutage zu sehen bekommen, vermittelt ihnen kein vollständiges Bild davon, wie Geld tatsächlich funktioniert.
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Konzentrieren Sie sich auf das Wissen, das ein Kind benötigt, und in der richtigen Reihenfolge: Erst kommt das Geldverdienen, dann das Sparen und zuletzt das Ausgeben. Einer der größten Fehler besteht darin, dass Eltern dazu neigen, ihren Kindern zuerst beizubringen, wie man Geld ausgibt, bevor Sie ihnen vermitteln, wie es verdient wird.
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Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Geld nicht nur Geschenk oder Belohnung ist. Wenn sich Ihre Kinder ihr Geld selbst verdienen müssen, werden sie ihm weitaus mehr Wert beimessen, als wenn Sie ihnen einfach ein wöchentliches Taschengeld aushändigen. Dies wird im Laufe der Jahre ihre Einstellung zu Geld prägen.
Vermeiden Sie es nicht, über Geld zu sprechen, nur weil es bequem ist, und Sie der Meinung sind, Kinder sollte man Kinder sein lassen und nicht mit derart komplizierten Themen konfrontieren.
In diesem Artikel möchten wir insbesondere über das Thema Taschengeld für Kinder eingehen.
Zu Beginn der Entwicklung meines Programms zu Finanzerziehung wurde mir bald klar, dass es kaum einschlägige Forschungsergebnisse gab und auch keine aussagekräftige Orientierungshilfe oder Werkzeuge für Eltern, die über oberflächliche Tipps hinausgingen. Ich musste mich also sehr tief in die Thematik einarbeiten, mir die Zusammenhänge erschließen und herausfinden, warum Gewohnheiten im Umgang mit Geld, die wir uns in jungen Jahren aneignen, sich so stark auf spätere finanzielle Verhaltensweisen auswirken.
Kindern sollte Gelegenheit gegeben werden, zu lernen, wie man Taschengeld verdient und wie man es richtig handhabt.
Dies hilft Kindern, ein Gefühl für den Wert von Geld zu entwickeln und zu lernen, warum Sparen wichtig ist, wie man sich sein Geld einteilt, bevor man es ausgibt, und wie sich häufige Fehler vermeiden lassen. All diese Kompetenzen sind für späteres finanzielles Wohlergehen entscheidend.
Wie gehen Eltern bei der Auszahlung von Taschengeld am besten vor?
In meiner Buchreihe „Smart Way to Start“ versuche ich, sinnvolle finanzielle Angewohnheiten zu erläutern. Taschengeld (ob wöchentlich oder monatlich) sollte nie als Belohnung oder Geschenk behandelt werden. Wir müssen unseren Kindern beibringen, wo Geld herkommt. Versäumen wir dies, dann ist das so, als würden wir ein Haus ohne Fundament bauen.
Wie schon erwähnt, sollten Kinder bereits in sehr frühem Alter Kenntnisse über Geld erwerben. Sie haben eine Antenne dafür, mit welchen Gefühlen ihre Eltern auf Geld blicken.
Unsere Einstellung zu Geld wird in der Kindheit geprägt. Nehmen wir das Sparen: Zu lernen, wie man spart (Stichwort „Belohnungsaufschub“), ist eine Schlüsselkompetenz für das ganze Leben. Es gilt, solange zu üben, bis sich eine selbstverständliche Gewohnheit einstellt. Mit dem Sparen ist es nicht anders als wie mit dem Zähneputzen: Es muss zu einem alltäglichen Ritual werden. Sie müssen es mit Ihren Kindern wiederholen, bis es zur Routine wird, und das ist ein Prozess, der viele Jahre dauert.
Ab welchem Alter sollten Eltern Ihrer Meinung nach mit der Einführung von Taschengeld beginnen?
Ich empfehle, so früh wie möglich damit zu beginnen. Es ist wichtig zu wissen, dass kleine Kinder erst noch lernen müssen, loszulassen (zum Beispiel ein Spielzeug) und mit anderen zu teilen. Sie müssen den Trennungsprozess bewusst erleben und begreifen – und mit Geld ist es nicht anders. Kinder müssen lernen, dass sie, wenn sie Geld für etwas ausgeben, konkret etwas aus der Hand geben und dass dieses Geld ein für alle Mal weg ist, wenn sie es ausgegeben haben.
Können Sie Anhaltspunkte dazu geben, wie viel Taschengeld Kinder je nach Alter erhalten sollten?
Eltern wird meist der Rat gegeben, ihrem Kind in der ersten Klasse EUR 1 pro Woche zu geben, in der zweiten Klasse EUR 2 und so weiter. In meinen Augen ist dies keine gute Idee. Damit lernen Kinder, dass Geld ein wöchentliches Geschenk ist, das dazu dient, Wünsche zu erfüllen (anstatt Grundbedürfnisse zu decken), und das mit steigendem Alter zunimmt. Keine dieser Botschaften begünstigt eine gesunde Einstellung zu Geld.
Ich rate eher dazu, kleine bezahlte Aufgaben im Haushalt festzulegen, für die Sie bereit sind, Ihre Kinder zu bezahlen (es geht nicht um Dinge, die Sie ohnehin von ihnen erwarten). So geben Sie ihnen die Möglichkeit, zu üben, wie man sich den ein oder anderen Groschen hinzuverdient.
Beginnen Sie früh! Studien belegen, dass finanzielle Angewohnheiten, die bis zum Alter von sieben Jahren nicht verinnerlicht sind, später immer schwieriger zu erwerben sind, was der Beginn eines lebenslangen Ringens mit schlechten finanziellen Gewohnheiten sein kann.
Gibt es weitere Werkzeuge oder Ideen, die Sie gerne ansprechen würden?
Eltern sollten aufhören, auf Autopilot zu schalten. Die digitalen Finanztools, die wir alle täglich nutzen, ohne auch nur darüber nachzudenken, sind zum Lernen absolut ungeeignet, da unsere Kinder die abstrakten Prozesse in ihrem Hintergrund nicht begreifen können. Zudem fokussieren sich diese Tools ganz wie die sozialen Medien auf die sofortige Bedürfnisbefriedigung.
Eine hervorragende Lernhilfe ist dagegen das gute alte Sparschwein. Oft rate ich Eltern, ihren Kindern ein Sparschwein zu schenken, aber auch eins für sich selbst zu besorgen, um mit gutem Beispiel voranzugehen.
Eltern sollten sich davor hüten, unbewusst den Fehler zu begehen, Mädchen beim Thema Taschengeld anders zu behandeln als Jungen. Jungen wird oft aufgetragen, am Wochenende das Auto zu waschen, und sie erhalten dann EUR 20. Mädchen werden darum gebeten, den Abwasch zu machen, und sie bekommen nichts dafür. Leider klafft hier noch eine große geschlechtsspezifische Lücke.
Gibt es Ressourcen, auf die Eltern zurückgreifen können, um Gespräche über Geld leichter zu führen?
Wenn Sie damit beginnen möchten, Kindern den Umgang mit Geld zu lehren, müssen Sie zunächst einmal das Thema ansprechen. Ich habe einen Kurs und Hilfsmittel für erste Gespräche über Geld entwickelt, die sich speziell an kleine Mädchen richten, aber natürlich auch auf Jungen anwendbar sind. Mir ging es darum, dazu beizutragen, dass Gespräche über Geld Spaß machen und leichtfallen. Ich wollte Eltern einen Weg bahnen, das Thema Geld ohne großes Kopfzerbrechen mit ihren Kindern zur Sprache zu bringen. Und so habe ich meine Buchreihe geschrieben und eine Meisterklasse für Eltern entwickelt.
Eine der wichtigsten Kompetenzen, die sich Kinder aneignen müssen, um ihr Leben lang klug mit Geld umzugehen, ist Selbstdisziplin. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Es braucht viel Übung. Interessanterweise hilft Vorlesen Ihrem Kind, jene „exekutiven Funktionen“ zu entwickeln, die im Zentrum von Selbstkontrolle und Belohnungsaufschub stehen. Deshalb habe ich das althergebrachte Medium „Buch“ gewählt, um über Geld zu schreiben. Die Buchreihe „Smart Way to Start“ richtet sich an Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. Nicht nur sind die ganz in Reimform verfassten Bücher vergnüglich zu lesen – mit ihren wunderschönen Aquarellillustrationen von Mariajo Ilustrajo, die 2020 mit dem World Illustration Award ausgezeichnet wurden, sind sie auch ein Augenschmaus.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit unseren Kindern schon ab einem frühen Alter damit beginnen müssen, über Geld zu reden. Wir sollten unseren Kindern nicht nur beibringen, wie man sich Geld verdient, sondern auch, wie man es auf nachhaltige und ethisch verantwortungsvolle Weise ausgibt. Unsere finanziellen Gewohnheiten formen unsere Welt.
Dr Mara Harvey
Hätten Sie ein paar Tipps wie unsere Leser Ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Geld vermitteln können?
- Bringen Sie Ihren Kindern bei, zwischen Belohnungsaufschub und sofortiger Bedürfnisbefriedigung zu unterscheiden.
- Seien Sie ein Vorbild, was Ihre Gewohnheiten beim Geldverdienen, Sparen und Ausgeben betrifft.
- Lehren Sie Ihren Nachwuchs, dass Geld erst verdient werden muss, bevor es ausgegeben werden kann.
- Schalten Sie Ihren Autopilot aus. Wenn Ihre Kids nicht sehen und nachvollziehen können, was Sie tun, können sie davon auch nicht lernen.
- Es gilt: Wiederholen, wiederholen, wiederholen! Der Erwerb von Finanzkompetenz ist ein Prozess, der Wiederholung erfordert.
- Lesen Sie Ihren Kindern vor. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Vorlesen die soziale und emotionale Kompetenz Ihrer Kinder stärkt.
- Bringen Sie Ihren Kindern bei, wie man plant und bewusst Maßnahmen ergreift. Ab einem Alter von drei Jahren können Kinder das Kausalitätsprinzip verstehen. Indem Sie sie lehren, vorauszuplanen, helfen Sie ihnen, ihre exekutiven Funktionen zu entwickeln.
- Nehmen Sie sich Zeit für Geldgespräche – darüber, was Sie bzw. Ihre Kinder haben, brauchen und sich wünschen.
- Erklären Sie Ihren Kindern, wie eine Bank funktioniert: Es muss erst Geld in Ihr Konto eingezahlt werden, bevor Sie es ausgeben können, und Sie müssen es ansparen, damit es sich vermehren kann oder sich damit arbeiten lässt.
- Erörtern Sie mit Ihrem Kind, wohin Ihr Geld fließt, wenn Sie es ausgeben: Wir können entscheiden, welche Wirkung wir mit unserem Geld auf unsere Welt haben wollen.