Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
31. August 2022

Wie kann man zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen?

Im Durchschnitt werden 165 Liter Wasser pro Tag pro Person verbraucht. Nachdem das Wasser zum Waschen, Spülen, Putzen, Kochen usw. verwendet wurde, wird es durch die Kanalisation abgeleitet. Bevor es der Natur zurückgegeben wird, muss das Abwasser von organischen oder chemischen Schadstoffen gereinigt werden. Patrick LICKER, Leiter der Abwasserabteilung der Stadt Luxemburg, erläutert die Bedeutung und die Funktionsweise einer Kläranlage.

1. Warum ist es wichtig, dass das in Haushalten und Industrie anfallende Abwasser in Kläranlagen geleitet wird?

Das Sammeln und der Transport von Abwasser zur Kläranlage sind entscheidend, um die öffentliche Hygiene und Gesundheit zu gewährleisten und gleichzeitig Komfort für Bewohner und Nutzer von Ballungsräumen sicherzustellen.

Im Allgemeinen halten wir es für selbstverständlich, dass diese Prozesse ohne Beeinträchtigungen ablaufen, und wir machen uns nicht allzu viele Gedanken darüber. Erst wenn es zu Fehlfunktionen wie Verstopfungen oder unangenehmen Gerüchen kommt, wird der Wert eines funktionierenden Kanalnetzes erkannt.

Die effiziente Abwasserbehandlung in einer leistungsfähigen Kläranlage ist für den Umweltschutz von enormer Bedeutung. In der Kläranlage der Stadt Luxemburg werden jährlich mehr als 1.000 Tonnen Abfall und 7.000 Tonnen Klärschlamm vom Abwasser getrennt. Gleichzeitig wird durch die biologische Behandlung in der Anlage der größte Teil der im Abwasser gelösten organischen Stoffe abgebaut. Das reibungslose Funktionieren der kommunalen Kläranlagen ist ein wichtiger Faktor für den Schutz von Flora und Fauna unserer Gewässer.

Angesichts des Bevölkerungswachstums in unserem Land steigen die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Kläranlagen, was sich in immer strengeren Grenzwerten für die Ableitung von Wasser niederschlägt, die von den zuständigen staatlichen Behörden vorgeschrieben werden.

2. Wie sieht die Strategie für die Regenwasserbewirtschaftung aus?

Die Aufbereitung von Regenwasser gehört nicht zu den Aufgaben einer kommunalen Kläranlage. Bei einem Trennsystem wird das Regenwasser nicht mit dem Abwasser vermischt, sondern über ein separates Kanalsystem in die Flüsse abgeleitet. Eine Regenwasserbehandlung ist nur in bestimmten Fällen vorgesehen, z. B. bei Abflüssen von Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen.

Mehr als 60 % des Kanalnetzes der Stadt Luxemburg ist als Trennsystem angelegt.

Bei Kanalisationsnetzen im Mischsystem ist die Errichtung von Regenbecken an den verschiedenen Überläufen vorgeschrieben, um eine gewisse Menge an Verschmutzung aus dem Mischwasser zu entfernen, bevor es in die Wasserläufe eingeleitet wird.

Die Umsetzung neuer Stadtentwicklungsprojekte erfordert automatisch die Nutzung von getrennten Kanalisationssystemen sowie die systematische Anwendung von technischen Lösungen, die die Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser ermöglichen.

3. Können Sie uns kurz erklären, wie eine Kläranlage funktioniert?

Die Abwasserreinigung in einer kommunalen Kläranlage erfolgt in drei Schritten:

  • mechanische Vorreinigung,

  • Primärbehandlung,

  • biologische Reinigung.

Die mechanische Vorreinigung erfolgt über Rechen, Sand- und Fettfang. Die letzten beiden Schritte werden in der Regel in denselben Becken durchgeführt. Bei der Vorreinigung werden also feste Abfälle, Sand und Fette entfernt.

Bei der anschließenden Primärbehandlung werden große Absetzbecken eingesetzt, um den Klärschlamm zu isolieren und abzutransportieren.

Bei der biologischen Reinigung werden schließlich die organischen Verunreinigungen im Abwasser abgebaut, dies gilt sowohl für Kohlenstoffverbindungen als auch Nährstoffe. Bei Letzteren handelt es sich um Stickstoff und Phosphor.

Dieser Schritt findet in biologischen Reaktoren statt, wo die gelöste Verschmutzung durch den Stoffwechsel verschiedener Mikroorganismen beseitigt wird.

4. Was passiert mit dem Klärschlamm und wie hoch ist der Anschlussgrad an die Kläranlagen?

Klärschlamm fällt hauptsächlich bei der Vorreinigung und Vorklärung an, ein geringerer Anteil stammt aus dem biologischen Reaktor. Dieses Gemisch durchläuft zunächst eine 28-tägige Fermentationsphase bei einer Temperatur von 38°C in Faultürmen. In der Kläranlage Beggen werden durch die Faulung des Schlamms jährlich 1,8 Millionen Kubikmeter Biogas erzeugt, das in einem Blockheizkraftwerk energetisch genutzt wird. Der Faulschlamm wird vor der Entsorgung mechanisch entwässert. In Beggen werden täglich zwei große Container mit Schlamm abtransportiert, was etwa 7.000 Tonnen pro Jahr entspricht.

Seit einigen Jahren ist die landwirtschaftliche Verwertung des Schlamms als Dünger leider nicht mehr in großem Umfang möglich.

Heute wird der Schlamm in Industrieöfen oder in Kohlekraftwerken, Zementwerken oder Hausmüllverbrennungsanlagen verbrannt. Fast der gesamte Schlamm wird in die Nachbarländer exportiert.

Das Fehlen von Entsorgungsmöglichkeiten im Großherzogtum Luxemburg stellt eine große Herausforderung für die Betreiber von Kläranlagen dar. Derzeit werden unter der Aufsicht des Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung Studien zur Einführung nationaler Lösungen durchgeführt, die die Einrichtung von Schlammverbrennungsanlagen vorsehen, die phosphorreiche Asche produzieren. Im Moment werden technische Verfahren entwickelt, um künftig den Phosphor aus der Asche zurückzugewinnen. Von den rund 19.000 Gebäuden in der Stadt Luxemburg sind nur etwa 15 nicht an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen, da ein Anschluss technisch nicht möglich ist. Diese Gebäude sind mit wasserdichten Gruben ausgestattet. Die Anschlussquote an das Netz liegt somit bei 99,9 %.

5. Was sind Ihre fünf Tipps, wie jeder Einzelne zu einer gut funktionierenden Abwassersammlung und -reinigung beitragen kann?

Die Kanalisation ist kein Mülleimer! Bestimmte Stoffe und Materialien können den Betrieb der Kläranlage stören, Schäden und Verstopfungen in der Kanalisation verursachen oder Rohre und Bauwerke chemisch angreifen.

Fünf hilfreiche Tipps: 

1. Vermeiden Sie Küchenabfälle, Chemikalien, Öle, Fette, Medikamente, Binden, Feuchttücher, Tampons, Kondome usw. in die Kanalisation zu spülen. Diese Produkte gehören in den Hausmüll.

2. Werfen Sie nichts in Regenwassereinläufe, da dies sonst in die Wasserläufe gelangen könnte.

3. Werfen Sie aus demselben Grund keine Zigarettenstummel auf die Straße.

4. Waschen Sie Ihr Auto nicht auf der Straße oder auf Ihrem Grundstück, da diese Flächen wahrscheinlich direkt mit Wasserläufen verbunden sind.

5. Wenden Sie sich an das “Bureau des raccordements“, wenn Sie den Bau oder Umbau einer Immobilie auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg planen. Wir beraten Sie gerne bei der Erstellung der Pläne für die Sanitäranlagen und sorgen dafür, dass alles richtig angeschlossen wird.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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