In diesem kurzen Auszug aus dem Podcast „Evergreens by Spuerkeess“ gibt Marco Rasqué da Silva, Secretary General von Spuerkeess, Ratschläge zu bewährten Praktiken im Bereich der Unternehmensführung und des Risikomanagements. Erfahren Sie, wie eine gute Unternehmensführung nicht nur die Interessen der Stakeholder schützen, sondern auch das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens stärken und seinen langfristigen Erfolg sichern kann.
Was bedeutet Glücklichsein und wie können wir in einer modernen Welt glücklich bleiben?
Wir leben in einer schnelllebigen digitalen Welt und sind über unsere Smartphones immer und überall erreichbar. Ist es möglich, trotz Dauerstress glücklich zu sein? Wir sprachen mit Roger Fernandez Urbano, Doktor der Politik- und Sozialwissenschaften am Europäischen Hochschulinstitut und Forscher im Bereich Glücklichsein und Ungleichheiten, der uns fünf Tipps für ein glücklicheres Leben.
1974 entdeckte Richard Easterlin, dass Menschen (oder Länder) mit höherem Einkommen zwar ein höheres Glücksniveau aufweisen als einkommensschwache Personen (oder Länder), aber dass sich das durchschnittliche Glücksempfinden bei konstantem Einkommenswachstum mit der Zeit auf einem bestimmten Niveau einpendelt. Dieses Phänomen wird als „Easterlin-Paradox“ bezeichnet. Vorgeschlagene Erklärungen für das Paradox beziehen sich auf die langen Arbeitszeiten, die mit höheren Einkommen einhergehen, auf Diskrepanzen zwischen den relativen Einkommensniveaus einzelner Personen oder auf den Vergleich des individuellen Einkommens mit einem Referenzniveau.
Wo genau liegt die Schwelle? Es hat verschiedene Diskussionen gegeben, und die Debatte ist noch nicht abgeschlossen. So haben beispielsweise die Nobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton 2010 eine wichtige Studie durchgeführt. Die Autoren stellen fest, dass die Beziehung zwischen Einkommen und subjektivem Wohlbefinden in den USA in einem bestimmten Moment stetig ansteigt, ohne einen Sättigungspunkt zu erreichen, wenn das Glücklichsein als Lebenszufriedenheit verstanden wird. Wenn die Autoren das Glück jedoch mit einem hedonistischen und erfahrungsbezogenen Maß erfassen (d. h. die emotionale Qualität des täglichen Lebens einer Person), steigt das Glücksempfinden mit dem Einkommen nur bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar. Mit anderen Worten: Mit mehr Geld können wir uns noch mehr unvergessliche und außergewöhnliche Momente „erkaufen“, aber wenn es um das alltägliche Glücklichsein geht, ist ein Einkommen von mehr als 75.000 Dollar nicht gut für uns, da wir in der Regel auf viele andere Dinge verzichten müssen, um es zu verdienen.
Apropos Nobelpreisträger, Prof. Richard Easterlin und seine Kollegen Prof. Richard Layard und Prof. Andrew Oswald erhielten dieses Jahr den Status „Nobelpreisklasse“-Forscher. für ihre bahnbrechenden Beiträge zur ökonomischen Glücksforschung.
Zunächst einmal würde ich sagen, dass „Glücklichsein“ ein Marketingbegriff ist und es praktisch unmöglich ist, ständig glücklich zu sein, weder in seiner hedonistischen Form (intensive Freude) noch in seiner bewertenden Version (Zufriedenheit). Was wir anstreben sollten, ist die Maximierung unseres subjektiven Wohlbefindens, auch wenn Forscher die Begriffe oft synonym verwenden.
Zweitens sollten wir auch zwischen Komponenten und Determinanten des subjektiven Wohlbefindens unterscheiden. Laut positiver Psychologie besteht dieses aus fünf Hauptbereichen, die auch Tipps für das Glücklichsein darstellen können:
1) Arbeiten Sie daran positive Gefühle zu finden,
2) Versuchen Sie, im Laufe des Tages möglichst viele Flow-Momente bei Ihrenverschiedenen Aktivitäten, zu finden;
3) Pflegen Sie bedeutungsvolle Beziehungen zu Ihren Mitmenschen;
4) Versuchen Sie, innezuhalten und über den Sinn und Zweck im Leben nachzudenken
5) Feiern Sie jede Ihrer Leistungen, auch wenn sie noch so klein scheint.
Was die Determinanten des Glücklichseins betrifft, so hat die empirische Forschung gezeigt, dass neben dem Einkommen ein fester Arbeitsplatz am entscheidendsten ist. Nach der Deprivationstheorie von Jahonda (1982) erfüllt ein fester Arbeitsplatz verschiedene positive psychologische Funktionen: die Auferlegung einer festen Zeitstruktur, soziale Kontakte, die Teilnahme an kollektiven Zielsetzungen, die Zuweisung von Status und Identität sowie die obligatorische regelmäßige Tätigkeit.
Interessant ist auch die Feststellung, dass der Wert der Arbeit für den Einzelnen im Laufe der Zeit zwar stabil geblieben ist, aber dass die Arbeitnehmer den „sozialen“ Aspekten der Beschäftigung, beispielsweise dem tatsächlichen Wert ihrer Tätigkeit für die Gesellschaft, immer mehr Bedeutung beimessen. Dagegen sind Arbeitslosigkeit, eine schwere Krankheit oder Behinderung, das Leben in einer Diktatur oder die Erfahrung mit großen Einkommensungleichheiten Faktoren, die dem Glücklichsein des Einzelnen am meisten schaden.
Wie Sie schon sagten, mag es in dieser globalisierten Arbeitswelt mit ihren zunehmenden Ungleichheiten, der Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt, der politischen Polarisierung, dem Klimawandel und den steigenden Scheidungsraten eine Herausforderung sein, diesen Aspekten nachzugehen, aber im Vergleich zu jeder anderen Periode in der Geschichte lohnt es sich, daran zu denken, dass wir noch nie so viele Möglichkeiten hatten, glücklich zu werden und eine „Lebenskunst“ zu entwickeln.
In den meisten dieser Studien wurde das subjektive Wohlbefinden oder Glücksempfinden in der Regel anhand von Fragen wie den folgenden gemessen:
„Sagen Sie mir unter Berücksichtigung aller Aspekte auf einer Skala von 0 bis 10, wie glücklich Sie sind (wobei 0 „sehr unglücklich“ und 10 „sehr glücklich“ bedeutet).
Oder alternativ:
„Wie zufrieden sind Sie unter Berücksichtigung aller Aspekte mit Ihrem Leben im Allgemeinen? Beachten Sie, dass 0 für „sehr unzufrieden“ und 10 für „sehr zufrieden“ steht.
Empirische Studien belegen, dass die Antworten aus Umfragen in hohem Maße mit der Hirnaktivität im präfrontalen Bereich des Gehirns korrelieren, der für das innere Wohlbefinden verantwortlich ist. Es gibt auch andere Studien, die zeigen, dass diese Antworten für Personen in unterschiedlichen kulturellen und ethnischen Umgebungen gültig sind.
Sehr viel! Mehr als wir denken. Daniel Kahneman und Amos Tversky zeigen in ihrer bahnbrechenden Arbeit, dass kognitive Verzerrungen ständig die Art und Weise beeinflussen, wie wir die Realität wahrnehmen, und damit auch unsere Erwartungen und unser inneres Wohlbefinden. Zum Teil ist dies verständlich: es gibt keine „reinen“, kontextfreien psychologischen Mechanismen, da die menschliche Psyche nicht unabhängig von ihrem soziokulturellen Umfeld existieren kann. Insbesondere können Angehörige derselben Kultur bestimmte kognitive Verzerrungen gemein haben und aufrechterhalten. Dies liegt daran, dass kulturelle Praktiken und Bedeutungen in jeder Kultur als selbstverständlich angesehen und in der Regel von den Einzelnen nicht in Frage gestellt werden. Eine der wichtigsten kulturellen Dimensionen ist der Individualismus im Vergleich zum Kollektivismus.
Individualistische Kulturen zeichnen sich im Allgemeinen dadurch aus, dass der Einzelne zwei miteinander verknüpfte kognitive Neigungen annimmt: Selbstüberschätzung und Optimismus. Die Neigung zur Selbstüberschätzung bezieht sich auf die Tatsache, dass der Einzelne nur selektiv seine eigenen Erfolge „sieht“ und sowohl seine Misserfolge als auch die Erfolge anderer vernachlässigt, um ein dauerhaftes positives Selbstbild zu konstruieren.
Die Optimismus-Neigung basiert auf der Überschätzung der Wahrscheinlichkeit positiver Ergebnisse. Denken Sie an das so genannte kulturelle Ideal der Vereinigten Staaten als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“: Unabhängig von den makroökonomischen Bedingungen oder den individuellen Umständen gibt es immer Möglichkeiten, wenn der Einzelne sich nur genug anstrengt.
Im Gegensatz dazu zeichnen sich kollektivistische Kulturen im Allgemeinen dadurch aus, dass der Einzelne die Pessimismus-Neigung annimmt. Diese kognitive Neigung führt dazu, dass der Einzelne die Wahrscheinlichkeit negativer Ergebnisse überschätzt und glaubt, dass seine Lebensbedingungen und -möglichkeiten dauerhaft unzureichend sind.
Das Glücklichsein ist für die meisten Menschen erst in den letzten 100 Jahren zu einem viel realistischeren Ziel geworden. Davor hatte man kaum Zeit, um über das „Glücklichsein“ nachzudenken. Je höher der wirtschaftliche Entwicklungsstand und, damit einhergehend, die Lebenserwartung und der Ausbau der sozialen Sicherheitsnetze sind, desto wichtiger wird das Glücklichsein in unserem Leben und folglich auch die individuelle und gesellschaftliche Verantwortung, es zu fördern.
Interessanterweise hat in den letzten zwei Jahrzehnten im öffentlichen und privaten Sektor ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der das Wohlbefinden in den Vordergrund stellt, dies insbesondere nach der Wirtschaftskrise 2008. Dies mag überraschen, wenn man bedenkt, dass klassische Denker der Marktwirtschaft wie Adam Smith oder Stuart Mill bereits in ihren Abhandlungen über „Moralische Ökonomie“ davon sprachen.
Heutzutage trägt die Forschung über das subjektive Wohlbefinden zur Debatte über die Grenzen traditioneller Messgrößen für das Wirtschaftswachstum und soziale Fortschritte, wie beispielsweise des BIP, bei. Der Human Development Index der Vereinten Nationen, der „OECD Better Life Index“, der „Gallup-Healthways Well-Being Index“ und die Ecosystem Services Indizes enthalten bereits Maße des subjektiven Wohlbefindens als Ergänzung zu materiellen Indikatoren. Viele regionale, nationale und supranationale Regierungen streben in die gleiche Richtung.
Fünf hilfreiche Tipps:
1. Seien Sie authentisch und gehen Sie Ihren Leidenschaften nach. Das Leben ist sehr kurz! Es gibt keine Zeit für mehr! Die Fähigkeit, poetisch zu leben, ist einer der Schlüssel, wie der französische Philosoph Edgar Morin sagen würde, um Wohlbefinden zu erreichen. Was ist Ihr Sinn und Zweck im Leben? Beginnen Sie mit Ihrem WARUM.
2. Kultivieren Sie Ihr kritisches Denken und versuchen Sie, auch den Standpunkt der anderen zu sehen. In Zeiten zunehmender Polarisierung, Medienkontrolle und Demagogie wird es immer wichtiger, kritisch und emphatisch zu sein und bereit zu sein, seine eigenen Ansichten zu hinterfragen. Seien Sie bereit, zu verlernen.
3. Seien Sie dankbar und freundlich zu anderen und versuchen Sie, dazu beizutragen, dass es den Menschen um Sie herum besser geht. Haben Sie etwas getan, um das Leben anderer zu verbessern? Eduardo Galeano pflegte zu sagen: „Es lohnt sich nicht zu leben, um zu gewinnen, es lohnt sich zu leben, um seinem Gewissen zu folgen“.
4. Sehen Sie Fehler und Misserfolge als Wege zum persönlichen Wachstum. Verlassen Sie öfters ein wenig Ihre Komfortzone. Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft. Gehen Sie den „beschwerlichen Weg“, wie Platon im Höhlengleichnis sagen würde.
5. Finden Sie möglichst viele Flow-Momente. Lassen Sie sich auf Aktivitäten ein, bei denen Sie wirklich das Zeitgefühl verlieren. Das erlaubt Ihnen auch, die Momente vor diesen Aktivitäten zu genießen. Das Glücklichsein steckt auch im „Warteraum“ des Glücklichseins. Lernen Sie, die Erwartung zu genießen, dass etwas Gutes passieren wird.
Über diesen Blog:
Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“ ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.
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