Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
15. März 2023

Sustainable Finance und wie eine nachhaltige Zukunft sichergestellt werden kann

Es besteht die unmittelbare Notwendigkeit, Kapitalflüsse in kritische Bereiche wie Klimawandel, Umweltzerstörung, Verlust der biologischen Vielfalt und Wasserknappheit zu lenken. In den letzten zehn Jahren verzeichnete die Welt rekordhohe Treibhausgasemissionen, die zum heißesten Jahrzehnt seit 1880 führten. Von 1970 bis 2018 gingen die Wildtierpopulationen durchschnittlich um 69 % zurück. Ein Viertel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sustainable Finance (nachhaltige Finanzen) ist ein wichtiges Instrument für den Aufbau kohlenstoffarmer, nachhaltiger und widerstandsfähiger Volkswirtschaften. Wir sprachen mit Jennifer de Nijs, der Spezialberaterin für Sustainable Finance im Finanzministerium. Sie gewährte uns Einblicke und gab uns nützliche Tipps zur Neutralisierung des ökologischen Fußabdrucks unserer Anlagen.

1. Nachhaltige Anlagen belaufen sich heute bereits auf USD 40 Billionen (Bloomberg Intelligence), für eine nachhaltige Zukunft ist allerdings noch viel mehr erforderlich.

Welche Aktivitäten gehören zur Sustainable Finance?

Die Aktivitäten der Sustainable Finance sind breit gefächert und umfassen verschiedene Anlagestrategien, Finanzprodukte und Dienstleistungen, die einen positiven Wandel bewirken sollen.

Ein Beispiel für Sustainable Finance ist Impact Investing. Diese Anlagen sollen neben finanziellen Erträgen messbare soziale oder ökologische Ergebnisse erzielen. Impact Investing kann viele Formen annehmen, etwa Anlagen in erneuerbare Energien, bezahlbare Wohnungen oder Mikrofinanzierungen.

Ein weiteres Beispiel für Sustainable Finance sind grüne Anleihen. Diese Schuldinstrumente finanzieren umweltfreundliche Projekte wie Infrastrukturen für erneuerbare Energien oder nachhaltigen Verkehr. Green Bonds werden von Unternehmen, souveränen Staaten, Kommunen und Entwicklungsbanken herausgegeben. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, umweltverträgliche Projekte zu finanzieren und gleichzeitig eine Rendite zu erzielen.

Sustainable Insurance gehört ebenfalls zur Sustainable Finance. Die nachhaltige Versicherungswirtschaft berücksichtigt ESG-Kriterien in ihren Produkten und Dienstleistungen. In diesem Rahmen können beispielsweise Klimarisiken wie Naturkatastrophen versichert werden oder Versicherungsnehmer dazu veranlasst werden, auf umweltschonendere Praktiken umzustellen.

Das sind nur einige Beispiele für Aktivitäten der Sustainable Finance. Ziel aller nachhaltigen Finanzierungen ist es, Kapitalflüsse in Anlagen mit positiven Auswirkungen zu lenken und in den Bereichen Umwelt und Soziales einen nachhaltigen Wandel zu bewirken.

2. Welche Anlagestrategien passen zur Sustainable Finance?

Nachhaltiges Investieren umfasst verschiedene Ansätze und Ambitionen. ESG-Anlagen sind eine grundlegende Strategie, die darauf abzielt, die drei Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen, gleichzeitig ESG-Risiken zu vermeiden oder zu verringern und messbare Ergebnisse zu erzielen. Hier einige der wichtigsten ESG-Anlagestrategien, von den bescheidensten bis hin zu den ehrgeizigsten:

  • Negatives/Ausschluss-Screening: Ausschluss von Unternehmen, Sektoren oder Länder, weil sie an Aktivitäten beteiligt sind, die nicht den ESG-Werten des Anlageuniversums entsprechen.
  • Positives Screening: Auswahl der Unternehmen auf der Grundlage ihrer ESG-Performance, ihrer Verbesserungsrate oder ihrer Ausrichtung auf spezifische ESG-Herausforderungen.
  • ESG-Integration: Vollständige Integration der ESG-Analyse neben der traditionellen Finanzanalyse in den Anlageprozess.
  • Aktive Teilhabe: Aktive Teilhabe der Finanzinstitute am Dialog mit Unternehmen zu ESG-Themen, um positive Veränderungen in ihren Praktiken und Richtlinien zu bewirken.
  • Impact Investing: Anlagen mit der Absicht, sowohl finanzielle Renditen als auch messbare positive soziale und ökologische Ergebnisse zu erzielen.

3. Welcher Unterschied besteht zwischen Corporate Social Responsibility (CSR) und Sustainable Finance?

Im Rahmen der sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSR) wird geprüft, wie Unternehmen ihre Einnahmen einsetzen, während Sustainable Finance prüft, wie Unternehmen ihren Umsatz erwirtschaften.

Ein häufiges Missverständnis hinsichtlich des ESG-Ansatzes ergibt sich aus der Analyse der CSR-Performance von Unternehmen, d.h. wie sie ihre Gewinne nutzen, anstatt sie in Bezug auf ihre Geschäftstätigkeit und ihren Produktionsprozess zu analysieren, d.h. wie sie die Gewinne erzielen. So entsteht die Gefahr des Greenwashings. Man versucht, die Verbraucher mit irreführenden Aussagen davon zu überzeugen, dass die Produkte eines Unternehmens umweltfreundlich sind oder umfassende positive ökologische Auswirkungen haben.

4. Warum müssen die Kapitalflüsse in Bereiche gelenkt werden, die zur Senkung der Treibhausgasemissionen und der Förderung einer klimaresistenten Entwicklung beitragen?

Die Ausrichtung der Investitionen auf eine nachhaltige Entwicklung soll die Kapitalflüsse skalieren, die nötig sind, um die weltweit erforderlichen Maßnahmen zum Klimaschutz zu untermauern. Zur wirksamen Bekämpfung des Klimawandels genügt es nicht, dass die Industriestaaten den Schwellenländern helfen. Sie setzt vielmehr einen umfassenden Wandel des Finanzwesens voraus, der die Senkung der Treibhausgasemissionen zum Ziel hat.

Dabei geht es nicht nur um eine Erhöhung grüner Finanzierungen, zum Beispiel für erneuerbare Energien, sondern auch um die Verlagerung der Investitionen in fossile Brennstoffe in andere Bereiche. Diese Umstellung braucht jedoch Zeit. Am wirkungsvollsten sind oft Anlagen in Unternehmen und Branchen, die gerade ihre Kohlendioxidemissionen deutlich senken.

5. Welche Tipps können Sie Privatanlegern geben, die den ökologischen Fußabdruck ihrer Investitionen reduzieren oder neutralisieren wollen?

Hilfreiche Tipps: 

Als Privatanleger, können Sie Ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren oder neutralisieren indem Sie  folgenden Schritte unternehmen:

  • Bewerten Sie Ihr aktuelles Portfolio: Sehen Sie sich die Umweltauswirkungen aktueller Anlagen genauer an. Suchen Sie mit Ihrem Anlageberater nach Möglichkeiten, negative Auswirkungen zu minimieren und positive Ergebnisse zu maximieren.

  • Investieren Sie in nachhaltige Fonds: Bevorzugen Sie Fonds, die sich auf nachhaltige und umweltfreundliche Unternehmen konzentrieren, oder in Green Bonds, die umweltverträgliche Projekte finanzieren. Es gibt hilfreiche europäische Kategorien und Labels (z. B. LuxFLAG), die Ihnen als Anleger erklären, was die Produkte in Bezug auf ESG tun.

  • Informieren Sie sich: Halten Sie sich über die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Sustainable Finance und Grüne Anlagen auf dem Laufenden. Passen Sie Ihre Anlagen an, sobald neue Informationen verfügbar werden.

  • Kontaktieren Sie Ihre Banken, Versicherungen und Pensionsfonds:  Erkundigen Sie sich wie ihr Geld derzeit angelegt ist und ändern Sie gegebenenfalls die Anlagestrategie , um diese besser auf ihre Nachhaltigkeitspräferenzen auszurichten.

Personen, die Geld investieren wollen, werden nach den neuen MiFID-Regeln seit dem Sommer 2022 zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen befragt, die dann in der Anlagestrategie berücksichtigt werden müssen.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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