Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
15. Juli 2022

„Fast Fashion“: Wie lässt sich der Schaden für die Umwelt verringern?

Die Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt, und die Textilindustrie ist für einen erheblichen Anteil der Schäden verantwortlich, die wir unserer Umwelt zufügen. Jeannette Müller, Beraterin beim luxemburgischen Verbraucherschutzministerium, erklärt, warum wir unbedingt handeln müssen – und verrät, ob weniger Konsum eine Lösung sein könnte.

1. Frau Müller, welche Umweltfolgen gehen von der schnellen Mode aus, der so genannten „Fast Fashion“?

Laut europäischen Studien ist der Verbrauch von Textilien nach Ernährung, Wohnen und Verkehr die viertgrößte Quelle für Umweltbelastungen und Klimawandel auf unserem Kontinent. Zudem entfällt auf die Textilbranche der dritthöchste Wasserverbrauch. Ein europäischer Verbraucher entsorgt pro Jahr durchschnittlich 11 kg Textilmaterial. Schnelllebige Mode, die eine möglichst kostengünstige Produktionsweise geringwertiger Artikel mit einer relativ kurzen Lebensdauer voraussetzt, verstärkt die bereits sehr negativen Folgen weiter.

2. Wie sieht es in Luxemburg aus, und gibt es Ansätze, bei diesem Thema gegenzusteuern?

Das Ministerium für Verbraucherschutz hat jüngst die Ausarbeitung einer von der Caritas durchgeführten Studie zum Textilienfluss in Luxemburg unterstützt. Grundlage dieser Untersuchung waren bibliografische und statistische Daten sowie Gespräche mit Akteuren der Branche im Großherzogtum. Dabei stellte sich heraus, dass jährlich pro Kopf 12,26 kg Kleidung und sonstige Textilien im Müll landen. Aus den STATEC-Daten geht hervor, dass sich der Einkommensanteil, den luxemburgische Haushalte für Kleidung und Schuhwaren ausgeben, in den vergangenen 26 Jahren (1993-2019) so gut wie halbiert hat. Belegt wurde in dieser Studie zudem, dass die Gesamtmenge der je Einwohner erzeugten Textilabfälle binnen 15 Jahren (zwischen 2003 und 2018) um insgesamt 33% angeschwollen ist. Unsere Hypothese lautet, dass der schwindende Anteil des von den Haushalten aufgewendeten Einkommens nicht auf eine Verringerung der verbrauchten Menge, sondern vielmehr auf eine niedrigere Qualität der konsumierten Artikel zurückzuführen ist.

Die Europäische Kommission hat jüngst eine neue EU-Strategie für nachhaltige Textilien vorgestellt, die insbesondere darauf abzielt, das Phänomen der „Fast Fashion“ sowohl auf der Produktions- als auch auf der Verbraucherseite anzugehen, indem sie Maßnahmen sowohl für das Produktdesign als auch für den Verbrauch vorsieht.

3. Was kann ich als Verbraucher schon heute tun, um meinen Textilienverbrauch nachhaltiger auszurichten?

Allgemein können wir hinterfragen, ob es wirklich notwendig ist, uns in immer kürzeren Abständen neu einzukleiden. Als Erstes gilt es somit, beim Einkauf achtsam zu sein und insbesondere unsere Beweggründe zu prüfen, indem wir uns die Frage stellen: „Benötige ich wirklich einen neuen Artikel oder handelt es sich vielleicht um einen überflüssigen, einen Impulskauf?“ Ein zweiter Ansatzpunkt betrifft die Lebensdauer von Kleidung auch im Rahmen einer allgemeinen Umstellung unserer Konsumgewohnheiten. So kann man vielleicht versuchen, Kleidungsstücke zu reparieren oder ihnen mit "Upcycling" neues Leben einzuhauchen. Wenngleich sich in Luxemburg bislang nur eine Handvoll Gründungsinitiativen finden, trägt das "Upcycling" von Kleidung dazu bei, dass die Produkte länger getragen werden. Den ausgewerteten Daten zufolge wird derzeit lediglich 0,02% der Textilien und Kleidungsstücke, die jährlich in Luxemburg entsorgt werden, per "Upcycling" ein neues Design verpasst. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, Ausschau nach Läden und Initiativen zu halten, die Secondhand-Mode anbieten, und auf Marken zu setzen, die mit ökologischer oder sozialer Nachhaltigkeit werben, sofern auf diese Behauptungen Verlass ist.

4. Wie finde ich heraus, ob ich diesen Versprechen Glauben schenken kann?

Die Verbraucher nehmen die Folgen ihrer Einkäufe zunehmend ernst und misstrauen oft den Angaben auf dem Etikett. Zudem stehen sie vor einem "Dschungel" aus Logos und Siegeln, die verschiedene Aspekte bezüglich der Produktionsbedingungen, der verwendeten Rohstoffe und der Faserbehandlung bescheinigen. Umso mehr kommt es darauf an, die Etiketten kritisch unter die Lupe zu nehmen, aber auch, sich vor dem Einkauf bei anerkannten und unabhängigen Stellen/Plattformen über die empfohlenen Angaben zu informieren. In der EU werden übrigens in Kürze neue gesetzliche Verpflichtungen dazu beitragen, effektiver gegen "Greenwashing" vorzugehen.

 

5. Welche fünf Tipps gibt es also, um schnelllebiger Mode den Rücken zu kehren?

Fünf hilfreiche Tipps: 

1. Stellen Sie die Gründe für Ihren Kauf auf den Prüfstand.

2. Denken Sie daran, die Lebensdauer Ihrer Kleidungsstücke zu verlängern (mit Reparaturen oder "Upcycling").

3. Befürworten Sie nachhaltigere und ethisch verantwortungsvollere Optionen.

4. Informieren Sie sich bei anerkannten Einrichtungen über die aufgestellten Nachhaltigkeitsbehauptungen.

5. Achten Sie darauf, Etiketten und Werbung zu lesen und kritisch zu hinterfragen.

  

Kurz: Konsumieren Sie bewusster!

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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