Sie machen sich Gedanken darüber, wie Ihre finanziellen Entscheidungen wirksam zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen können? Sie möchten sich über die innovativen Initiativen informieren, die in Luxemburg angestoßen wurden, um die nachhaltige Finanzwirtschaft ins Rollen zu bringen? In diesem Interview verrät uns Laetitia Hamon, Head of Sustainable Finance bei der Börse Luxemburg, ihre Ideen und Erfahrungen mit diesen entscheidenden Themen. Bei der Lektüre dieses Artikels finden Sie heraus, wie Sie konkret etwas bewirken und zu einer Triebfeder des Wandels hin zu einer nachhaltigen Zukunft werden können.
Ein Blick auf die Straße - wie kann ich Obdachlosen helfen?
Seit 25 Jahren hilft „Stëmm vun der Strooss“ benachteiligten Menschen. Die gemeinnützige Organisation sammelt Lebensmittel, die vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums aus den Regalen genommen wurden. Aus diesen noch essbaren Lebensmittel werden Mahlzeiten zubereitet, die jeden Tag, kostenlos an 368 Obdachlose ausgeteilt werden.
1. Sie teilen jedes Jahr 110.000 Mahlzeiten an in Not geratene Menschen aus. Wie haben diese Menschen die Zeit der Covid-19-Pandemie erlebt?
„Stëmm“ war während des Lockdowns niemals geschlossen und wir haben den Zugang zu Nahrung für alle bedürftigen Personen garantiert . Wegen der Abstandsregeln mussten wir von März bis Juni 2020 die Mahlzeiten auf dem Gehsteig verteilen. Später, konnten wir 20 Personen während 30 Minuten in das Sozialrestaurant reinlassen.
Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Bedingungen die sozialen Kontakte nicht auf dem üblichen Niveau gepflegt werden konnten, und das ist ja das, was die Menschen, die in die „Stëmm“ kommen, suchen. Reden, Beachtung finden, Zeit mit anderen verbringen, sich in Sicherheit ausruhen oder einfach kommen, um eine Tasse Kaffee zu trinken - all das war während der Pandemie nicht mehr möglich und hat sowohl unsere Bedürftigen als auch unsere Teams belastet. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig soziale Beziehungen sind. Die Bedürftigen waren dankbar, dass wir für sie offen geblieben sind.
Viele Firmen und Privatpersonen sind während dieser Zeit aktiv geworden, um die „Stëmm vun der Strooss“ zu unterstützen, was uns darin bestärkt hat, über uns hinauszuwachsen, damit unsere Bedürftigen von den zahlreichen ihnen zur Verfügung stehenden Diensten profitieren können. Der Friseur kam, um auf der Straße die Haare zu schneiden, Gastronomen sind gekommen, um mit ihrer Brigade Mahlzeiten zuzubereiten, während ihre Betriebe geschlossen waren, Partyservices haben uns beliefert ... all dieses Engagement hat ein wenig Freude in den Alltag gebracht.
Für diejenigen, die eine Wohnung haben, auch wenn sie nur spartanisch eingerichtet ist, hat sich der Lockdown als genauso schwer erwiesen wie für diejenigen, die auf der Straße leben. Denn abgeschnitten von jeglichem sozialen Kontakt und jeglicher beruflicher Tätigkeit sind die, die vor dem Lockdown stabil waren, wieder den Drogen, dem Alkohol und den Medikamenten verfallen. Ihre Gesundheit hat sich schnell verschlechtert und wir mussten deshalb leider mehr Todesfälle beklagen als in den Jahren zuvor.
Wir haben auch die Ankunft einer neuen Klientel erlebt: Menschen, deren Zeit- oder befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert wurde. Die Anforderungen an unsere Dienste haben sich verändert, was eine schnelle Anpassung notwendig gemacht hat, um besser darauf reagieren zu können.
Da die kostenlosen Arztsprechstunden, der Umkleideraum und die Duschen vorerst nicht mehr zur Verfügung gestellt werden konnten, waren viele Kunden nun auf sich alleine gestellt und ihre Gesundheit und Hygiene verschlechterte sich dramatisch.
2. Was sind die Ursachen, die zur Obdachlosigkeit führen?
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen obdachlos werden. Oft kann das Fehlen einer Familienstruktur im Jugendalter dazu führen, dass man falsche Entscheidungen trifft. Fehlende Bildung kann dazu führen, dass ein junger Mensch auf der Straße landet. Dies hat zur Folge, dass es noch schwieriger wird, aus dieser Situation herauszukommen, vor allem, wenn er oder sie im Leben nichts anderes als die Straße kennt. Das fehlende Erlernen gesellschaftlicher Normen macht es für solche Menschen schwierig, mit anderen zusammenzuleben und zu arbeiten.
Doch selbst diejenigen, die ein stabiles Leben führen, eine Arbeit und eine Familie haben, sind nicht dagegen gefeit, eines Tages obdachlos zu werden. Schicksalsschläge, eine Entlassung oder Scheidung können ein Menschenleben völlig auf den Kopf stellen.
Viele Obdachlose leiden unter mentalen und psychischen Problemen aufgrund einer Krankheit oder Sucht. Ein Kind das Gewalt erlebt hat, führt später konfliktgeladene Beziehungen. Dies führt irgendwann zur Ausgrenzung und Einsamkeit. Hinzu kommt ein mangelndes Selbstvertrauen, das dazu führt, dass ein Mensch nicht mehr daran glaubt, dass sich die Situation jemals verbessern wird. Solch ein Mensch gibt irgendwann auf.
3. Sie haben ein neues Projekt ins Leben gerufen. Zurzeit sind Sie dabei, ein Gebäude in der Gemeinde Sanem zu errichten. Was ist Ihr Plan?
Wir haben 2016 festgestellt, dass unsere Werkstätten zur beruflichen Wiedereingliederung, Caddy und Schweesdrëps, die Kapazitätsgrenzen erreicht haben, da die Nachfrage nach ihren Diensten weitaus höher war. Die Werkstatt zur beruflichen Wiedereingliederung Caddy recycelt jährlich 125 Tonnen Lebensmittel, die aus den nicht verkauften Beständen der Supermärkte stammen, um daraus belegte Brote, Rohkost, frische Fruchtsäfte und Lebensmittelpakete zu machen. Dies geschieht unter strengster Einhaltung der Hygienevorschriften. Die Werkstatt Schweesdrëps wäscht jede Woche 4.700 Sportbekleidungsstücke aus 40 Fußballvereinen. Dies bedeutet, dass 40 benachteiligte Menschen beschäftigt werden können. Die Gebäude für diese Werkstätten waren für die logistische Arbeit nicht geeignet, weshalb unsere Teams die Arbeitsorganisation neu überdacht haben, um Therapiestätten funktionaler zu gestalten.
Dieser neue Bau verfolgt zwei Hauptziele. Das erste ist die berufliche Wiedereingliederung, die Menschen in Schwierigkeiten, mit Abhängigkeiten und fern vom Arbeitsmarkt Arbeit verschafft und die Kriminalität bekämpft, um wieder einen Bezug zur Gesellschaft herzustellen. Ihnen wird eine Beschäftigung angeboten, um Erfahrung zu sammeln, sich in ein Team zu integrieren, Kenntnisse zu erweitern und persönlichkeitsbezogene Kompetenzen zu entwickeln.
Ferner engagieren wir uns im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung. Die 125 Tonnen pro Jahr an noch konsumierbaren Lebensmitteln, die wir recyceln, werden mit diesem neuen Projekt auf 500 Tonnen pro Jahr steigen.
Das neue Gebäude wird die Abwärme, die durch die Lebensmittelkühlung erzeugt wird, zur Beheizung der Wäschetrockner der anderen Werkstatt wiederverwenden. Dort werden 100 Personen, die an in einer beruflichen Wiedereingliederungsmaßnahme teilnehmen, arbeiten.
Wir können dieses 2.400 m² umfassende Gebäude im September 2022 beziehen. Dies ist ein nationales Projekt zur Armutsbekämpfung, da wir kostenlos Lebensmittelpakete über etwa zwanzig aktive Organisationen im Zentrum und im Süden des Landes austeilen, was die Lebensmittelverschwendung bekämpft, Menschen Arbeit gibt und den Ärmsten hilft.
4. Um die notwendige Ausstattung für dieses ambitionierte Projekt zu finanzieren, ist ihr Ziel, bis Juli 2022 EUR 500.000 an Spenden zu sammeln. Bis jetzt konnten Sie EUR 110.000 einnehmen. Wie können unsere Leser Sie unterstützen?
Alle Leser, die sich für dieses soziale und zugleich ökologische und wirtschaftliche Projekt eventuell interessieren, können sich die Liste an Equipment ansehen, welche die „Stëmm“ benötigt. Diese Liste ist auf der Internetseite der Organisation erhältlich.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit, direkt auf der Internetseite zu spenden oder eine Überweisung auf unser Konto LU63 0019 2100 0888 3000 BCEELULL vorzunehmen.
Die Mundpropaganda ist ebenfalls ein wichtiges Instrument für ein solches Projekt und die „Stëmm“ wäre stolz darauf, wenn immer mehr Menschen darüber sprechen würden.
Fünf Tipps um Obdachlosen zu helfen?
1. Öffnen sie Ihren Kleiderschrank und sortieren Sie Ihre alten Mäntel, Mützen, Schals und Decken aus. Alle Kleidung, die für den Winter nützlich ist, ist für einen auf der Straße lebenden Menschen noch nützlicher.
2. Haben Sie zu viele Schlafsäcke oder möchten Sie unter Ihren Kollegen eine Sammlung starten? Die „Stëmm“ nimmt sie entgegen, um sie an bedürftige Personen zu verteilen.
3. Haben Sie ein paar Euro übrig? Warum nicht einem Obdachlosen eine wärmende Suppe spenden? Wenn Sie Essensgutscheine verschenken, können wir kostenlose Thementage veranstalten.
4. Wenn Sie an einem Lebensmittelgeschäft vorbeigehen nehmen Sie ein Croissant oder belegtes Brötchen mehr mit und schenken Sie es der Person, die draußen bettelt.
5. Winter ist auch Weihnachtszeit, in der die Bedürftigen, die zu uns kommen, keine Geschenke wie Sie und ich erhalten. Spenden Sie an die „Stëmm“, die 400 Päckchen mit Geschenken für die Obdachlosen kauft und am 16. Dezember 2021 während der traditionellen Weihnachtsfeier an sie verteilt.
Über diesen Blog:
Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Dank all jener, die diesen Wandel aktiv gestalten, ist echter Fortschritt möglich. „Warum ist das wichtig?“ ist eine zweimonatliche Serie, die einen kurzen Blick auf Pioniere der heutigen Trends rund um das Thema Nachhaltigkeit wirft. Seit Mai 2021 versuchen wir, dieses wichtige Thema aus dem Blickwinkel unserer Experten zu beleuchten.
Auch Ihr Beitrag zählt! Verpassen Sie keinesfalls unsere praktischen Alltagstipps, die unsere Experten ab Juni verraten.