Die Zukunft der Arbeitstrends und wie wir uns darauf vorbereiten können
Wie lauten die wichtigsten Trends am Arbeitsplatz, und wie können wir uns auf ihre zukünftige Gestaltung vorbereiten? Wie sieht es in Luxemburg im Vergleich zum Rest der Welt aus? Lieven Lambrecht, Leiter der Personalabteilung bei PWC, teilt seine wertvollen Erkenntnisse.
1. Lieven, die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz verändern den Arbeitsplatz. Wie lauten die wichtigsten Trends, die Sie beobachten?
Die Menschen verlangen eine andere Art der Arbeitserfahrung.
Erstens sind die Menschen heute nach Unternehmen auf der Suche, die Flexibilität bieten. Dies ist die bei Weitem dringlichste Forderung der Arbeitnehmer. Hiermit werden heutzutage neue Talente angezogen. Das Gehalt ist zu einem Hygienefaktor geworden und kein Unterscheidungsmerkmal mehr.
Zweitens sehnen sie sich nach Integration, Vertrauen und einem starken Fokus auf das Wohlbefinden. Die in den Unternehmenswerten verankerte Ethik ist ein wichtiger Faktor, aber das allgemeine Wohlbefinden steht eindeutig an erster Stelle. Die Arbeit ist nicht vom Leben getrennt, sondern muss zu ihrem Lebenskonzept passen. Die Menschen sehen den Arbeitsplatz als einen Ort, an dem sie miteinander in Kontakt treten und zusammenarbeiten können, sowohl in physischer als auch in digitaler Form. Soziale Versammlungsräume sind ebenso wichtig wie Ruheräume, Räume für die Zusammenarbeit sind ebenso wichtig wie die das Home Office.
Drittens sind die Menschen auf der Suche nach einem Ziel und Sinn. Die Arbeit muss einen tieferen Sinn haben und zu einer tieferen Ebene des Glücksgefühls führen.
Viertens müssen die Führungskräfte vielfältig, einfühlsam und emotional intelligent sein. Sie müssen sich kümmern, andere inspirieren und befähigen soiwie ein Umfeld schaffen, das Spaß macht, anregend und motivierend ist. Die Unternehmen müssen „ihren Worten Taten folgen lassen“ und nicht nur die Besten der Welt sein, sondern auch die Besten für die Welt. Ein messbarer gesellschaftlicher Nutzen hat die gleiche Bedeutung wie finanzielle Ergebnisse. Ihre Kultur, ihre Standorte und ihre Praktiken müssen auf den Menschen ausgerichtet und digitalisiert sein.
Und schließlich sind ständige Weiterbildung und Entwicklung unerlässlich, um das Engagement der Mitarbeiter zu erhalten.
2. Welche Berufe werden in zehn Jahren gefragt sein?
Wahrscheinlich gibt es die Hälfte der dann gefragten Arbeitsplätze heute noch nicht oder sie werden sich bis zur Unkenntlichkeit verändert haben.
Wie wäre es mit einem „aus Daten Sinnmacher“ oder einem „Kulturhüter“? Es ist eindeutig, dass die Zukunft vom Menschen geleitet und von der Technologie angetrieben sein wird.
Jeder Beruf wird eine Mischung aus menschlicher Kompetenz und technologischem Know-how sein. Heutzutage gibt es Berufe, die einem bestimmten Bereich angehören, und diese werden sich mit der Technologie überschneiden: Ein Buchhalter wird z. B. genauso ein Technologe sein wie ein Finanzexperte, ein Personalvermittler könnte eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und Psychologie studiert haben ... wer weiß. Ich würde jedem empfehlen, zwei Bereiche zu beherrschen, wobei der erste Bereich die Leidenschaft und der zweite die Technologie ist. Auch wenn Sie Komponist werden wollen, müssen Sie in der Lage sein, sowohl mit Technologie als auch mit Instrumenten zu arbeiten. Gefragt sind immer Fähigkeiten wie analytisches/kritisches Denken, Kommunikation, Kreativität und der Aufbau von Beziehungen, ganz gleich, welche Rolle Sie übernehmen werden.
3. Wie wird Luxemburg im Hinblick auf Talente im Vergleich zum Rest der Welt dastehen?
Wir werden höchstwahrscheinlich Schwierigkeiten haben! Das ist in erster Linie eine Frage der Demografie, aber es gibt noch weitere Faktoren, die das Problem verschärfen. Die Wirtschaft wird weiterhin immer mehr Teilnehmer fordern, während der Wettbewerb immer stärker wird. Die Anziehung von Talenten wird in 10 Jahren schwieriger sein als heute. Das Geld wird einen Teil seiner gegenwärtigen Anziehungskraft verlieren, da die Generationen, die ins Berufsleben eintreten, mehr als nur Geld und Sicherheit wollen: Sie suchen nach einem Sinn in ihrem Beruf. Außerdem muss die Arbeit ihnen Glücksgefühle bringen. Nur wenige Berufe sind heute speziell zu diesem Zweck eingerichtet.
Ein weiterer hinderlicher Faktor besteht darin, dass Luxemburg im Bereich des Arbeitsrechts nicht zu den Vorreitern bei der Flexibilität gehört. Sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer leiden darunter. Aber in erster Linie sind es die Wohnkosten, die junge Talente davon abhalten, nach Luxemburg zu kommen und hier Karriere zu machen. Ich glaube nicht, dass das Wohnproblem bald gelöst sein wird. Zukünftige Talente werden nicht in Luxemburg leben wollen, wenn sich dies nicht drastisch ändert. Wir sehen das bereits jetzt am nachlassenden Interesse der Osteuropäer. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir vor allem für Nicht-EU-Bürger attraktiv sein werden.
4. Wie können Unternehmen ihre Talentgewinnung und -bindung optimieren?
Wenn Sie das richtige Gleichgewicht zwischen Flexibilität, Gehalt, Arbeitsbelastung, Zielsetzung, Entwicklung und beruflichem Aufstieg wählen, werden Sie die Talente finden, die Sie brauchen.
Sie müssen diese Elemente in ein vermarktungsfähiges Nutzenversprechen für die zukünftigen verpacken. Wenn jedoch eines dieser Elemente nicht den Erwartungen entspricht, müssen Sie dies mit einem anderen Element ausgleichen, wobei man bedenken muss, dass Geld nur eine kurzfristige Lösung ist und Ihnen auf lange Sicht nicht helfen wird. Die Bindung von Talenten hängt von der gleichen Mischung ab, aber es gibt noch zwei weitere wichtige Elemente: Kultur und Führung. Die Letztere bestimmt die Erstere. Die Qualität und Stärke der Führung bestimmt die Kultur, in der sich die Mitarbeiter entfalten können.
Die Rolle der Führungskraft oder des direkten Vorgesetzten darf nicht unterschätzt werden. Ohne diese Kultur wird die Mitarbeiterbindung zu einem schwierigen Unterfangen. Da in einer wissensbasierten Wirtschaft die Investitionen in die Weiterbildung der Mitarbeiter sehr hoch sind, wird die Mitarbeiterbindung zur neuen Form der Personalbeschaffung.
Fünf hilfreiche Tipps:
-
Nehmen Sie den Wandel an: Ich weiß, es ist ein uraltes Sprichwort, aber wir müssen ihn begrüßen. Der Wandel ist eine Konstante und wird uns für den Rest unseres Arbeitslebens begleiten. Nicht vergessen: Wandel ist gleichbedeutend mit Chancen und Fortschritt.
-
Kontinuierliches Lernen: Wir beginnen in einem Beruf, den es nicht mehr geben wird, und enden in einem Beruf, den es noch nicht gibt. Im Laufe unserer beruflichen Laufbahn können wir 5 bis 15 verschiedene Tätigkeiten bei 3 bis 10 verschiedenen Arbeitgebern ausüben, daher ist das ständige Lernen von größter Bedeutung.
-
Investieren Sie in sich selbst! Ihre Beschäftigungsfähigkeit liegt in Ihrer Verantwortung. Beim Eintritt in das Berufsleben bringt Sie Ihr Hochschulabschluss voran, aber wenn Sie in Ihrer Karriere vorankommen, verliert Ihre Ausbildung ihre Bedeutung und wird weitaus weniger relevant.
-
Das Wichtigste ist, dass Sie in Ihrem Job oder Ihrer Rolle glücklich sein können. Wenn Sie dies nicht können, sind Sie an der falschen Stelle. Wechseln Sie schnellstmöglich! In einem Beruf, den Sie nicht lieben, werden Sie nie erfolgreich sein. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Arbeit zu Ihren Lebenszielen passt und nicht andersherum.
-
Alle Wege führen nach Rom, auch die, die Sie in die Irre führen könnten. Sie sind zwar nicht der kürzeste Weg, aber vielleicht interessanter. Nehmen Sie sich Zeit zum Erforschen und Entdecken. Nutzen Sie jede Gelegenheit zum Lernen.
Über diesen Blog:
Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“ ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.
Verpassen Sie nicht die praktischen Tipps unserer Experten für Ihren Alltag und seien Sie Teil der positiven Veränderung.