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Thorunn Egilsdottir
Corporate Communication Manager
15. März 2022

Die Fintech-Trends 2022 in Luxemburg

Die FinTech hat das Finanzökosystem revolutioniert, während Banken Technologie nutzen, um ihre Finanzsysteme effizienter zu gestalten. Wie sehen die neuesten FinTech-Trends in Luxemburg aus? Das haben wir von Alain Scholtes, Deputy Head of Innovation Office bei Spuerkeess und Serge Wagener, Vice President und Head of Operations bei Spuerkeess wissen wollen.

1. Welche Fintech-Trends sind in Luxemburg derzeit angesagt?

Wenn man von Fintech-Trends auf europäischer Ebene spricht, dann wird schnell klar, dass jedes Land seine eigenen Besonderheiten hat, die stark von der Kultur des jeweiligen Landes beeinflusst werden, aber auch vom jeweils für das Land typischen Bankumfeld. Während die Menschen in Deutschland sehr stark am Bargeld hängen, ist es aus dem alltäglichen Leben der Schweden fast komplett verschwunden. 

Was Fintechs betrifft, so findet sich dort häufig derselbe Ansatz, dass man sich auf einen speziellen Anwendungsfall konzentriert, den man verbessern oder sogar revolutionieren will, indem man sich auf die Nutzererfahrung des Endverbrauchers konzentriert. 

Zumeist versuchen diese Fintechs, Dienstleistungen anzubieten, die der Kunde häufig nutzen muss, um so ihre Relevanz für den Alltag zu steigern. So sind es die als „Zahnbürstentests“ bekannt gewordenen Szenarien, also alltägliche Aktivitäten, mit denen diese neuen Akteure versuchen, anfängliche Erfolge zu verzeichnen. Dabei ist es ganz offensichtlich, dass Banküberweisungen oder Kartenzahlungen im Bereich Zahlungsverkehr am häufigsten zum Einsatz kommen.

In Luxemburg begegnen den Privatkunden hier vor allem die Angebote der Neo-Banken Revolut und N26, die verschiedene Kontopakete anbieten, angefangen bei einem sehr einfachen Konto bis hin zu einem Konto, das +/- 16 Euro pro Monat kostet.

Während andere Banken diese Neulinge vielleicht kritisch sehen, haben wir bei Spuerkeess beschlossen, in diesem Zusammenhang auf Transparenz zu setzen, und wir sind stolz darauf, kostenlose Sofortüberweisungen von und an diese neuen Wettbewerber anbieten zu können. 

Ebenso können unsere Kunden seit Ende 2021 ihre Revolut- und N26-Konten in unserer E-Banking-Lösung S-Net und unserer App S-Net Mobile bündeln.

2. Was sind die großen Fintech-Trends, die uns bis 2025 bevorstehen?

 

  • Die wachsende Bedeutung des Open-Banking

Die Fintech-Akteure werden nach und nach versuchen, ihre Angebote auf alle Finanzbereiche auszuweiten, sei es im Bereich Darlehen und Kredite oder im Bereich Investitionen. Ein wichtiger Hebel ist das Open-Banking, das es Kunden ermöglicht, ihre Bankkonten mit Anwendungen Dritter wie z.B. Kreditplattformen zu verbinden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass Luxemburg diesbezüglich eine ziemlich einzigartige Position einnimmt, denn im Gegensatz zu unseren Nachbarländern Frankreich oder Deutschland gibt es in Luxemburg keine „Schufa-Liste“, auf der sich die „schlechten Kreditnehmer“ befinden. 

Deshalb ist es für Fintech-Akteure umso wichtiger, sich reibungslos mit den Bankkonten ihrer Kunden verbinden zu können. Es stimmt, dass die Benutzererfahrung von einer Bank zur anderen sehr unterschiedlich ausfallen wird, und es ist davon auszugehen, dass verschiedene historische Anbieter den Wunsch ihrer Kunden mal mehr und mal weniger bewusst ignorieren, ihr Konto mit einem Drittanbieter ihrer Wahl verbinden zu wollen. Die jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden haben vor Kurzem ihren Standpunkt erneut bestätigt, dass derart überflüssige Hindernisse nicht länger toleriert werden. 

Auch hier ist Spuerkeess Vorreiter, denn wir sind davon überzeugt, dass die problemlose Verknüpfung eines Bankkontos mit dem Angebot eines Dritten ein Verkaufsargument darstellt, das in Zukunft für den Endkunden immer wichtiger wird. So bietet Spuerkeess über S-net eine Schnittstelle an, die als „Spuerkeess Connect“ bezeichnet wird, über die der Kunde die verschiedenen Verbindungen einsehen kann, die er auf seinem Konto genehmigt hat, und über die er den Zugang auch ganz einfach und mit einem Klick wieder blockieren kann. Das gilt auch bei einem Login über das Smartphone. Während Kunden bei anderen Banken auf eine Mini-Version der Website zugreifen, auf der sich der Kunde mit seinem LuxTrust Zertifikat authentifizieren muss, bietet Spuerkeess ihren S-net Mobile-Kunden einen Login mit nur 3 Klicks über das sogenannte „App-to-App“-Verfahren an, das sich ganz einfach und ohne das LuxTrust Zertifikat bedienen lässt und dabei ein optimales Sicherheitsniveau bietet. 

 

  • Der Trend zu Embedded Finance

Ein weiterer wichtiger Trend, den man beobachten kann, ist das sogenannte „Embedded Finance“, was man in etwa mit „Eingebettete Finanzen“ übersetzt könnte. Bei diesem Konzept geht es darum, Finanzdienstleistungen (Kredite, Zahlungen, ...) aus ihren „Silos“ herauszulösen, um sie dem Kunden dann und dort anzubieten, wenn bei ihm der Bedarf besteht.

Oft liest man, dass Daten das Öl des 21. Jahrhunderts sind. Bei Spuerkeess setzen wir alles daran, die Daten anzureichern, um sie unseren Kunden dann zur Verfügung zu stellen. Das betrifft ganz unterschiedliche Bereiche und fängt bei der einfachen Kategorisierung von Ein- und Ausgaben mit unserem persönlichen MIA-Assistenten an, geht weiter über den „digitalen Safe“ von S-Tax, mit dem automatisch festgestellt wird, welche Bankbewegungen bei der Steuererklärung wichtig sind, wie z. B. Spenden an NRO, geleistete Steuervorauszahlungen, etc… So werden die Rohdaten immer weiter verfeinert, damit sie schließlich in automatisierten Prozessen verwendet werden können, mit denen der Endkunde seine Steuererklärung in deutlich weniger Zeit erstellen kann.

 

  • Kryptowährungen und DeFi

Die Kryptowährungen ziehen einerseits neue Fintech-Akteure und andererseits Kunden aus allen Bereichen an. Sie alle hoffen darauf, den Wert ihrer „Coins“ zu vervielfachen. Dabei ist das Versprechen, den Zugriff und die Nutzung von Kryptowährungen zu demokratisieren und zu vereinfachen, eine Herausforderung, der sich viele Fintechs in ihrem Leitmotiv verschrieben haben.

Spuerkeess hat sich ihrerseits sehr früh mit der Blockchain-Technologie befasst und hat ein erstes konkretes Projekt erarbeitet, das es Studierenden ermöglicht, die sofortige Auszahlung ihres CEDIES-Studiendarlehens über einen QR-Code mit der S-Net App zu beantragen. 

 

  • Auf dem Weg zu den „Super Apps“

Inspiriert von chinesischen und amerikanischen Apps wie Tencent, Alipay und Amazon, sind die großen internationalen Konzerne gezwungen, diesem neuen Trend zu folgen. Die Marschrichtung für viele Akteure im Bereich „Super App“ beschränkt sich jedoch häufig auf den Kauf und Verkauf einiger Kryptowährungen. So versuchen Klarna, Paypal und Bloc (ehemals „Square“), die Kauferfahrung im E-Commerce mit ihren eigenen „Shopping Apps“ neu zu erfinden (manche würden sogar behaupten, zu monopolisieren), die eine ganze Reihe von Funktionen in sich vereinen, z. B. Preisvergleiche, das berühmte „one click“-Shopping, die automatische Eingabe der Lieferadresse, Ratenzahlungen usw.

Es sind diese Fintechs der allerersten Stunde, die schon einige Abenteuer überstanden haben und heute Börsenbewertungen erzielen, die sich auf mehrere Milliarden oder sogar Dutzende Milliarden Euro belaufen.

Spuerkeess setzt in diesem Bereich auf Zusammenarbeit und hat z. B. die Zahlungslösung „Payconiq“ in ihre App S-Net Mobile integriert.

3. Was sind Ihrer Meinung nach „Do's and Don'ts“ in Sachen Fintech?

 

  • „Offizielle“ Anbieter, die reguliert und legitim sind

Die Vorteile, die von den neuen Akteuren angeboten werden, sind vielfältig, aber wie alle Wirtschaftsakteure müssen auch sie irgendwann Geld verdienen. So stellen wir immer häufiger fest, dass Akteure, die mit kostenlosen Angeboten angefangen haben, schrittweise versuchen, ihre Kundenbeziehungen zu monetarisieren, sprich sie dazu zu bewegen, Premium-Pakete zu abonnieren. 

Im Bereich Investieren an der Börse werben bestimmte Akteure auf den ersten Blick mit sehr attraktiven Preisen, aber wenn man weiß, dass sie sich vom Broker gemäß einem „Payment for Order Flow“-Mechanismus vergüten lassen, kann man den Endkunden nur noch dazu auffordern, den Börsenkurs für ein bestimmtes Wertpapier zu vergleichen und seine eigenen Berechnungen vorzunehmen, um herauszufinden, welche Plattform ihm letztlich die besten Konditionen bietet.

Genau wie Banken müssen auch Fintech-Unternehmen über eine Zulassung oder Lizenz verfügen, um Dienstleistungen anbieten zu können, die im weiteren Sinne den Bankvorschriften unterliegen. Fintechs, die von ihrer konkreten Tätigkeit abhängen, sind daher häufig gezwungen, ihre zukünftigen Kunden formell zu identifizieren. Dafür müssen sie einen so genannten „Know Your Customer“-Prozess durchführen, bei dem der zukünftige Kunde seine Kontaktdaten, seine Adresse und eine Kopie seines Personalausweises angeben muss. Letztendlich muss sich jeder Kunde entscheiden, ob er x „Onboarding“-Verfahren abschließen, x Allgemeine Geschäftsbedingungen lesen, x Anwendungen installieren und ständig aktualisieren, x Passwörter definieren sowie x Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen erhalten will oder ob er stattdessen mit nur mit einem einzigen „Komplettanbieter“ zusammenarbeitet. 

 

  • Finanzbetrug

Echter Betrug, dem man heute in Luxemburg begegnet, findet in erster Linie im Bereich „Crypto-Investments“ statt. Auf skrupellose Weise wie z.B. über Telefonanrufe, mit gefälschter Werbung, in der das Logo einer bekannten Marke oder sogar eine politische Person missbraucht wird, werden die Kunden auf eine Website gelockt. Dort wird ihm eine wunderschön erfundene Geschichte darüber erzählt, wie er sein Geld vervielfachen kann, indem er es „ganz ohne Risiko“ in eine „Anlagestrategie“ investiert. Nachdem der Köder geschluckt wurde, bekommt man von den Betrügern zu hören, dass die Strategie kostenpflichtig ist und dass man deshalb mehr investieren sollte, um auf diese Weise, so heißt es, die eigenen Gewinne zu vervielfältigen. Klar dürfte allerdings auch sein, dass der Kunde am Ende mit leeren Händen dasteht und dass seine angeblichen Profite genauso verschwunden sind wie die vermeintlichen Experten. 

4. Welche fünf Tipps haben Sie für Fintech-Nutzer?

Fünf Tipps für ein FinTech-Nutzer :

1. Lesen Sie sich die Datenschutzrichtlinien sorgfältig durch. Sie müssen in einer einfachen und klaren Sprache verfasst sein.
2. Hinterfragen Sie alle Anfragen nach personenbezogenen Daten.
3. Löschen Sie unnötige Zugriffsrechte der Fintech-App.
4. Vergeben Sie komplexe Passwörter für FinTech-Konten und verwenden Sie diese Passwörter nicht für andere Accounts.
5. Kontrollieren Sie Ihre Konten regelmäßig, um nicht genehmigte Transaktionen aufzuspüren.

Über diesen Blog:

 

Der rasche Wandel hin zu globaler ökologischer Nachhaltigkeit ist dringend geboten. Wirtschaft und Industrie haben enorme soziale und ökologische Auswirkungen. „Warum ist das wichtig?“  ist ein zweimonatlicher Blog, der darauf abzielt, dieses wichtige Thema aus der Sicht unserer Experten zu beleuchten.


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