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22. Dezember 2021

Vom Hof auf den Tisch

Alice Tiberio verließ ihre Heimat Italien vor 11 Jahren, um neue Kulturen zu entdecken. Sie lebte in Kanada und den USA und zog nach Luxemburg, um ihr Unternehmen zu gründen. Ob auf einem Markt oder in einem Geschäft, die Produkte ihres Familienbetriebs in Rimini, wie Olivenöl, Marmeladen, Säfte usw. sind einen Besuch wert. Warum hat sie sich für einen Berufswechsel entschieden? In diesem Artikel beschreibt sie ihren Weg. Viel Spaß beim Lesen!

Alice stellt sich vor

Hallo! Ich heiße Alice und bin Italienerin, lebe aber seit elf Jahren im Ausland. Im Jahr 2008 schloss ich mein Studium an der Universität von Siena mit einem Master in Kulturanthropologie ab. Kurz darauf verließ ich Italien und ging nach Kanada und später in die USA. Derzeit wohne ich in Luxemburg. Ich bin eine sehr neugierige Natur und liebe es, neue Orte und ihr kulturelles Erbe zu entdecken. Mein Traum ist es, ein sinnvolles Leben zu führen und einen positiven Einfluss auf die Menschen zu haben, denen ich auf dem Weg begegne.

Die Idee zur Selbständigkeit

Die Idee für Volio ist schon seit vielen Jahren in meinem Kopf herumgespukt. Aber die Zeit war nie reif dazu, oder wahrscheinlich war ich einfach noch nicht bereit. Dann im Jahr 2019, nachdem ich fast zehn Jahre für ein multinationales Unternehmen gearbeitet hatte, begann alles für mich keinen Sinn mehr zu ergeben. Ich hatte das Gefühl, dass das was ich tat, keinen Zweck hatte. Das gab mir den Mut, diese Idee, die ich so lange mit mir herumgetragen hatte, ernsthafter ins Auge zu fassen.

Schritt für Schritt zum eigenen Unternehmen

1. Was ist Volio

Für mich ist Volio das Instrument, mit dem ich dafür sorgen kann, dass eine Welt, die viel zu lange als selbstverständlich angesehen wurde, die angemessene Anerkennung erhält.

Um zu verstehen, warum ich Volio gegründet habe, muss man verstehen, wo ich herkomme und von welchen Mühen und Freuden diese Welt geprägt ist.

Ich bin in Italien auf dem Bauernhof meiner Familie in Rimini aufgewachsen. Trotz der Romantik, die das Landleben umgibt, ist das Leben eines Landwirts, insbesondere in Italien, alles andere, als die beschauliche Existenz, die sich andere gerne vorstellen. Diese Lebensweise hat viel Schönes, doch der sozioökonomische Hintergrund, in dem Landwirte ihr Leben bestreiten, ist von Geringschätzung und unfairen ökonomischen Praktiken geprägt.

Für mich ist Volio das Instrument, mit dem ich dafür sorgen kann, dass eine Welt, die viel zu lange als selbstverständlich angesehen wurde, die angemessene Anerkennung erhält.

Die Zielsetzung von Volio besteht effektiv darin, eine direkte Verbindung zwischen den Kunden und unserem Bauernhof sowie anderen außergewöhnlichen Produzenten herzustellen. Gleichzeitig möchten wir Wissen über die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse und Zyklen unter die Menschen bringen. Für die Zukunft stelle ich mir vor, dass meine Luxemburger Kunden nach Rimini kommen, um unseren Hof zu besuchen und selbst zu erleben, was hinter unserer Philosophie „Vom Hof auf den Tisch“ steckt.

2. Institutionelle Partner

Um die Idee zu verwirklichen, nutzte ich die Erfahrung verschiedener Abteilungen der luxemburgischen Handelskammer.

Das House of Entrepreneurship: Hier erhielt ich Hilfestellungen für alle administrativen Schritte, die nötig waren, um zum Beispiel eine Geschäftserlaubnis und eine Umsatzsteuernummer zu erhalten usw.

Nyuko: Hier erhielt ich Business-Coaching zu verschiedenen Themen, vom Netzwerken bis zur Ausarbeitung eines Geschäftsplans usw.

Luxinnovation: Ich nutzte die Fit4digital-Pakete, um mir technische Unterstützung bei der Gestaltung meiner Website zu holen.

3. Schwierigkeiten und Zufriedenheit

Volio wurde offiziell Anfang 2020 lanciert und dummerweise brach gleich darauf die Covid-Krise aus. Das brachte meinen Geschäftsplan natürlich durcheinander und verzögerte die Anlaufphase, da viele Events und kommerzielle Anlässe erst einmal auf Eis gelegt wurden.

Um diesem unerwarteten Ereignis zu begegnen, begann ich mich jenseits der Grenzen Luxemburgs umzusehen und besuchte Veranstaltungen in den Nachbarländern. Aus logistischen Gründen stellte ich mir Volio zu Beginn nur als Botschafter für einige ausgewählte Produkte wie Öle, Marmelade und Säfte vor. Viele andere Produkte wurden zunächst nicht berücksichtigt, da ich keine Möglichkeit hatte, sie nach Luxemburg zu bringen, vor allem wegen Covid.

Als die Covid-Krise nachzulassen begann, machte ich mich daran, die Zielsetzung von Volio mit voller Kraft umzusetzen (so beängstigend das angesichts der sehr knappen Cashflows auch war) und den Verbrauchern noch viel mehr Produkte zu bieten. Zu dieser Zeit bekam ich auch die Erlaubnis, die Wochenmärkte in der Stadt Luxemburg und einer Reihe kleinerer Städte im Land zu bedienen. Daneben eröffnete ich zwei Pop-up-Stores, einen in Differdange und einen in Esch-sur-Alzette. Das half mir dabei, mich mit den Erwartungen der Verbraucher vertraut zu machen und zu erkunden, was Volio noch auf den Tisch bringen konnte.

Die Gründung eines Unternehmens ist nie ein einfaches Vorhaben, und die globale Pandemie machte es auch nicht leichter – ganz im Gegenteil.

Erst vor Kurzem unterzeichnete ich einen Mietvertrag für Lager- und Geschäftsräume. Angesichts des schwierigen Immobilienmarktes in Luxemburg ist das für mich ein echter Meilenstein. Diese Räume ermöglichen es mir, zu wachsen und mein Unternehmen stärker zu machen, während ich mein Produktsortiment erweitern kann.

Eineinhalb Jahre später würde ich sagen, dass es mich mit größter Zufriedenheit erfüllt, wenn ich sehe, dass die Leute immer wieder mit einem Lächeln auf den Lippen zurückkommen und ihren Freunden und Familien mein Geschäft und meine Produkte empfehlen. Die Unterstützung und das Wohlwollen aller Menschen, denen ich auf den Märkten begegne, geben mir Kraft und treiben mich an. Sie bestätigen, dass das, was ich verfolge, nicht nur ein unerreichbarer Traum ist.

Alices Tipps an Unternehmer in spe

Ein Geschäft aufzumachen oder einen „sicheren“ Job aufzugeben, um sich auf das Abenteuer des Unternehmertums einzulassen, heißt, darauf vorbereitet zu sein und zu akzeptieren, dass der Weg nicht geradlinig und eben verläuft, sondern Schritt für Schritt erobert werden muss. Ja, man muss eine Vorstellung davon haben, wie das Unternehmen aussehen soll. Man muss aber auch offen dafür sein, dass sich die Dinge ändern und man in neun von zehn Fällen nicht die volle Kontrolle über sie hat. Meiner Meinung nach braucht ein Unternehmer drei Fähigkeiten, um Erfolg zu haben: Beharrlichkeit, Geduld und Entschlossenheit.

Nyuko und Spuerkeess haben eine Partnerschaft abgeschlossen einerseits um den Unternehmergeist zu fördern und andererseits um die Position der Bank bei den Unternehmensgründern schon bei deren ersten Schritten stärken zu können. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.spuerkeess.lu/de/blog/expertenrunde/nyuko-unternehmergeist-foerdern/.

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