Als Anne Le Moigne beschließt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, hat sie bereits mehr als 20 Jahre Erfahrung in einem völlig anderen Bereich als dem, der sie erwartet. Sie wechselt von der Luftfahrt und dem Personalwesen zur Bäckerei und Konditorei. Sie ist davon überzeugt, dass das Know-how à la française in Luxemburg Potenzial haben kann, und sie wird Recht behalten! In unserem Gespräch wollten wir ihre Berufswahl sowie die Schritte, die sie im Hinblick auf die Übernahme von BioScott unternommen hat, verstehen. Begleitet wurde Sie vonseiten der Spuerkeess von Franck Alter, Experte für „Unternehmensübertragung“. Viel Spaß beim Lesen!
Traditionsgerichte VEGAN interpretiert
Vor zehn Jahren entschlossen Linda und Benoît Depaye sich für einen komplett veganen Lebensstil. Diese Entscheidung hat zur Eröffnung ihres eigenen Restaurants geführt, wo sie traditionelle Gerichte vegan interpretieren. In diesem Artikel beschreibt Benoît ihren Weg ins Unternehmertum. Viel Spaß beim Lesen!
Mein Name ist Benoît Depaye, ich bin 37 Jahre alt, und zusammen mit meiner Frau Linda betreibe ich ein Restaurant im Zentrum der Stadt Luxemburg.
Vor der Eröffnung unseres veganen Restaurants „Snack in Joy“ war ich in der Automobilindustrie tätig.
Linda und ich sind vor zehn Jahren auf eine vegane Lebensweise umgestiegen, nachdem wir uns mit der Tierschutzfrage auseinandersetzten – Tiere haben ebenso viel Bewusstsein und Empfindungsvermögen wie wir Menschen.
Die Idee zur Selbständigkeit
Bei uns zuhause hat unsere Ernährungsweise einer ‚normalen‘ Kochkultur und Gaumenfreuden mit den Lieblingsspeisen aus unserer Kindheit nie im Weg gestanden.
Bei Restaurantbesuchen in Luxemburg waren wir jedoch oft frustriert darüber, dass es bei den veganen Gerichten an Auswahl mangelte.
Motiviert von einer Reise nach London, wo es vegane Optionen in Hülle und Fülle gibt, fiel unser Entschluss, uns im Gastgewerbe zu versuchen, obwohl wir keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet hatten.
Es galt also, in diesem besonderen Sektor Fuß zu fassen, ohne Vorkenntnisse zu den dort herrschenden Regeln mitzubringen. Mittlerweile sind wir uns darüber bewusst, wie verrückt dieses Wagnis war. Damals waren wir jedoch vor Begeisterung über unser Vorhaben und all den positiven Rückmeldungen uns gegenüber blind.
Für den Zugang zu einem HoGa-Beruf habe ich eine HACCP-Schulung (Lebensmittelhygiene) absolviert und mit Auszeichnung abgeschlossen. Um als Unternehmer sattelfest zu werden, haben wir zudem im Sommer 2019 am nyuko-Begleitprogramm teilgenommen.
Diese Begleitung hat es mir erlaubt, die nötigen Werkzeuge und Kenntnisse für eine solide Unternehmensführung zu erwerben. Ich werde meinem Coach sowie dem gesamten nyuko-Team und dem House of Entrepreneurship für immer dankbar dafür sein, dass sie mir das erforderliche Selbstvertrauen eingeflößt haben, das nötig war, damit ich an meine Idee glaubte und sie in die Tat umsetzen konnte.
Nach der Erprobung und Gutheißung unseres Projekts haben wir uns auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für unser Konzept gemacht. Wir wollten uns so nah wie möglich am Stadtzentrum niederlassen, um möglichst viele Beschäftigte und Touristen als Kunden anzusprechen.
Im März 2020 wurden wir fündig – nur wenige Tage vor dem ersten Lockdown.
Eigentlich war die Eröffnung für August 2020 vorgesehen, doch die Pandemie hat unsere Planung gehörig durcheinandergeworfen.
Die größten Schwierigkeiten bestanden in den monatelangen Lockdowns sowie in der Dauer der Renovierungsarbeiten, die sich aufgrund der Pandemie und der Schließungen immer wieder verzögerten.
Sowohl die Lockdowns als auch die Verzögerungen kamen uns teuer zu stehen, da wir Miete zahlen mussten, obwohl wir noch nicht einmal eröffnet hatten.
Am 10. Mai 2021 konnten wir dann endlich unsere Tore öffnen.
Ursprünglich hatten wir ein finanzielles Polster vorgesehen, um das Restaurant ganz entspannt auf den Weg bringen zu können ... In der Pandemie ist diese Reserve jedoch dahingeschmolzen.
Unglücklicherweise konnten wir keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen, da unser Unternehmen vor März 2021 seinen Betrieb noch nicht aufgenommen hatte.
Nicht immer sind wir uns dessen bewusst, was in den Produkten, die wir kaufen, alles nicht vegan ist! So sind uns zum Beispiel schon Dosenbohnen mit Rinderfett oder Fischöle in Fruchtsäften begegnet!
In den beiden Jahren vor der Eröffnung von „Snack in Joy“ haben wir uns durch Hunderte von Ersatzprodukten aus verschiedenen Ländern gekostet, um die Produkte auszuwählen, die sich heute auf unserer Karte wiederfinden.
Es galt, für jedes traditionelle Gericht eine ideale vegane Alternative zu finden. Zwar gibt es ein reichhaltiges Angebot, doch wir mussten lange probieren, um die „Perlen“ zu finden, die uns geschmacklich überzeugten.
Die vegane Küche erfordert viele Experimente, da sie noch nicht so erprobt ist. Investiert man jedoch ausreichend Zeit, so ist es immer möglich, das allseits bekannte Geschmackserlebnis zu erlangen.
4. Die alltäglichen Herausforderungen
Zulieferer verlangen oft eine Mindestabnahmemenge von einer Palette, die wir in unserem kleinen Lokal nicht lagern konnten. Also mussten wir Mittel und Wege finden, regelmäßig selbst die Produkte in kleinen Mengen abzuholen, und dies mitunter über erhebliche Entfernungen.
Wir hoffen, bald zu wachsen, um eine Lagerungsmöglichkeit finanzieren und es uns damit einfacher machen zu können.
5. Erfolg … ein schwer zu erreichender Heiliger Graal
Nach der Eröffnung unseres Restaurants ließ der Erfolg zunächst auf sich warten. Um inmitten einer Pandemie ein Restaurant zu eröffnen, muss man tatsächlich wohl leicht verrückt sein – oder überaus entschlossen!
Zur Überwindung dieser Hürde haben wir hart an unserem digitalen Marketing gearbeitet.
Wir haben mit eisernem Willen an unserem Traum festgehalten. „Snack in Joy“ hat die Krise überlebt und steht mit jedem Tag auf festeren Beinen.
Es macht ungeheuer stolz, sein Unternehmen gedeihen zu sehen und immer mehr Menschen einen Genussmoment zu bereiten.
Benoîts Tipps an Gründer in spe
- Sprechen Sie mit jedem, den Sie kennen, über Ihr Vorhaben und Ihren Traum, um die Menschen zu finden, die Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen.
- Unterschätzen Sie nicht die Macht der sozialen Netzwerke.
- Seien Sie geduldig und verstehen Sie sich als Allrounder.
- Geben Sie niemals auf, glauben Sie an sich und haben Sie große Träume!
Benoît und seine Bank
Wir haben im Rahmen unserer Partnerschaft mit nyuko Kontakt zu Spuerkeess aufgenommen und so eine Reihe an Vorteilen genossen, die jungen Unternehmen gewährt werden.
Eine luxemburgische Bank, die einem arbeitslosen Belgier wie mir eine Finanzierung gewährt, ist eine Bank, die keine Scheu hat, Wagnisse einzugehen und in Projekte zu investieren, die ihr tragfähig scheinen.
Zum Glück hat uns unsere Spuerkeess-Beraterin vertraut, wofür wir ihr überaus dankbar sind.
Nyuko und Spuerkeess haben eine Partnerschaft abgeschlossen einerseits um den Unternehmergeist zu fördern und andererseits um die Position der Bank bei den Unternehmensgründern schon bei deren ersten Schritten stärken zu können. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.spuerkeess.lu/de/blog/expertenrunde/nyuko-unternehmergeist-foerdern/.