Als Anne Le Moigne beschließt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, hat sie bereits mehr als 20 Jahre Erfahrung in einem völlig anderen Bereich als dem, der sie erwartet. Sie wechselt von der Luftfahrt und dem Personalwesen zur Bäckerei und Konditorei. Sie ist davon überzeugt, dass das Know-how à la française in Luxemburg Potenzial haben kann, und sie wird Recht behalten! In unserem Gespräch wollten wir ihre Berufswahl sowie die Schritte, die sie im Hinblick auf die Übernahme von BioScott unternommen hat, verstehen. Begleitet wurde Sie vonseiten der Spuerkeess von Franck Alter, Experte für „Unternehmensübertragung“. Viel Spaß beim Lesen!
Der schwierige Weg zum Unternehmer
Die gebürtige Inderin Supriya Sodhi kam 2016 nach Luxemburg. Trotz zwei Hochschulabschlüssen entschied sie sich dennoch dafür, ihrem Herzen zu folgen. Ihre große Liebe zu Hunden führte zur Gründung eines persönliches Betreuungsnetzwerkes für die besten Freunde des Menschen. In diesem Artikel beschreibt Supriya ihren Werdegang als Unternehmerin. Viel Spaß beim Lesen!
Ich bin gebürtige Inderin und wurde in Neu-Delhi geboren, obwohl ich nun die luxemburgische Staatsbürgerschaft beantragt habe. Ich bin 2016 nach Luxemburg gezogen und lebe hier mit meinem Mann und unserem jungen Golden Retriever ‚Wookie‘. Ich habe zwei Studienabschlüsse in Business Management & Marketing Communications, einen Abschluss in Psychologie und jahrelange Erfahrung in Werbung und Marketing, aber das Thema, das mir wohl am meisten am Herzen liegt, waren schon immer Hunde. Neben meiner Leidenschaft für Hunde spiele ich gerne Geige, lese und entdecke neue Teile der Welt, insbesondere Europa.
Die Idee zur Selbständigkeit
Nachdem ich nach Luxemburg gezogen war, begann ich, für Freunde Hunde zu sitten, da ich meine beiden Hunde in Indien sehr vermisste. Dabei wurde mir bewusst, dass Hundebesitzer („Hundeeltern“) in Luxemburg Schwierigkeiten haben, eine adequate Betreuung für ihre Hunde zu finden: die vorhandenen Möglichkeiten wie Zwinger und Pensionen sind oft nicht geeignet.
Ich erkannte, dass ein echter Bedarf an ‚Betreuung zu Hause‘ besteht, die auf die individuellen Bedürfnisse eines Hundes zugeschnitten werden können. Ich beschloss, Hundebesitzern dabei zu helfen, indem ich eine sichere, zuverlässige und geeignete Betreuung für ihre Haustiere fand. So entstand die Idee für DogStays.
Wie wohl jeder Unternehmer sagen wird, besteht ein großer Unterschied zwischen der Entwicklung einer Idee und der tatsächlichen Gründung eines Unternehmens. Es war für mich nicht nur das erste Unternehmen, das ich je gegründet hatte, sondern ich war auch noch sehr neu in Luxemburg und alles war ungewohnt, überwältigend und schien äußerst komplex zu sein - die Sprachen, die behördlichen Abläufe, die verschiedenen Organisationen, der Papierkram... einfach alles. Mitten in dieser Lebensumstellung, dem Umzug von einem Kontinent auf einen gänzlich anderen, habe ich beschlossen, ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen. Das war keine einfache Aufgabe.
Mir war klar, dass ich Hundebesitzern in Luxemburg dabei helfen wollte, eine sichere und geeignete Betreuung für ihre Hunde in einer häuslichen Umgebung zu finden. Obwohl ich bereits selbst als Hundesitter tätig war und so langsam den Bedarf erkannte, wusste ich nicht, wie ich dies in ein richtiges Unternehmen umwandeln sollte. Die behördlichen Abläufe in Luxemburg waren für mich nicht leicht zu verstehen, und viele dieser Informationen waren damals nur auf Französisch verfügbar. Ich habe mit Menschen gesprochen, an Veranstaltungen für Start-ups teilgenommen und zahlreiche Organisationen besucht, um Informationen zusammenzutragen.
Im Jahr 2018 habe ich am Projekt „Entrepreneurial Woman“ der Luxemburgisch-Polnischen Handelskammer (LPHK) teilgenommen, was mir dabei geholfen hat, meine Idee weiter zu verfeinern und mehr über die Gründung eines Unternehmens in Luxemburg zu erfahren. In jenem Jahr gewann ich den ersten Preis des Programms, was mich ebenfalls dazu ermutigte, meine Idee voranzutreiben. Ich habe mich mit dem House of Entrepreneurship (HOE) in Verbindung gesetzt und mich an nyuko gewandt, das Unternehmern kostenlos Hilfe anbietet. Ich habe am Idea Launcher Program von nyuko teilgenommen und konnte sowertvolle Ratschläge von Fachleuten erhalten, z. B. Rechtsberatung, die für einen Unternehmer, der gerade erst anfängt, schwer zugänglich ist. Später nahm ich am Business Mentoring-Programm des HOE teil und traf so meinen Mentor der mir dabei half, motiviert zu bleiben und mich durch technische Herausforderungen führte. Neben diesen Organisationen haben mich meine Familie und meine Freunde während des gesamten Prozesses der Gründung unglaublich unterstützt.
Ende 2018 war DogStays hier in Luxemburg registriert, aber ich musste ein Rahmen und eine Identität für das Unternehmen erschaffen. Da ich von dem Bedarf äußerst überzeugt war, wollte ich schnell vorankommen. Aber so etwas braucht Zeit, und ich musste viel recherchieren, um den Markt hier in Luxemburg zu verstehen und Entscheidungen zu treffen, z. B. zur Preisgestaltung und zum Betrieb. Mein Hintergrund in den Bereichen Kundenmanagement und Marketing half mir dabei, organisiert zu bleiben und gleichzeitig kreativ zu sein. Bei DogStays ging es schon immer um die Hunde und ihre Besitzer. Ich bin selbst Hundebesitzerin und bevorzuge, unseren Hund bei jemandem zu Hause unterzubringen, anstatt ihn in einer Tierpension abzugeben.
Denn ich habe das Gefühl, dass dies eine sicherere und kontrolliertere Umgebung ist. Ich wollte, dass auch andere Hundebesitzer diese Möglichkeit haben, insbesondere für Hunde mit besonderen Bedürfnissen oder für Expat-Hundebesitzer, die hier nicht viele Freunde und Familie haben. Über DogStays vermitteln wir Hundebesitzer an Hundesitter, die Hunde bei sich zu Hause betreuen. Die Hunde werden individuell betreut, und die Hundebesitzer können sich entspannen, weil sie wissen, dass ihre Hunde in einer sicheren häuslichen Umgebung eine persönliche Betreuung erhalten.
Obwohl in diesen ersten Monaten vieles neu, verwirrend und schwierig war, erinnere ich mich an E-Mails von Hundebesitzern, die die DogStays-Website entdeckt hatten und mir dann schrieben, wie sehr sie meine Geschichte, die Website und vor allem die Idee hinter DogStays bewunderten. Es war ein großartiges Gefühl, diese Art von Reaktion von genau den Menschen zu bekommen, denen ich helfen wollte.
3. Das Unternehmen heute
In der luxemburgischen Haustiergemeinschaft kennt man sich untereinander und durch Mund-zu-Mund-Propaganda konnte das Geschäft wachsen. Ich habe mit immer mehr Hundebesitzern Kontakt aufgenommen, aber auch mit Hundesittern und Menschen, die Hunde lieben, aber keine eigenen haben können (aus zeitlichen oder sonstigen Gründen) und die über DogStays Zeit mit ihnen verbringen wollen.
Die Leute sind dem Netzwerk durch Referenzen, Mitglieder und manchmal auch Hundesitter beigetreten, nur um sich auszutauschen. Die Gemeinschaft wuchs langsam und irgendwann musste ich Kontrollen einführen, um sicherzustellen, dass der Qualitätsstandard weiterhin meiner und der Einstellung von DogStays zur Hundebetreuung entsprach. Heute kommen die Hundesitter in unserem Netzwerk aus verschiedenen Bereichen, haben unterschiedliche Zeitpläne, unterschiedliche Interessen und häusliche Umgebungen, aber sie alle teilen dasgleiche Bewusstsein von DogStays: Sie verstehen Hunde und kümmern sich um sie. Meine nächste Herausforderung besteht darin, das Geschäft weiter auszubauen, damit Hundebesitzer weitere und bessere Möglichkeiten haben, sich um ihre Hunde zu kümmern: Diese können so spezifisch und sorgfältig sein, wie sie es brauchen. Ich möchte nicht, dass Hundehalter gezwungen sind, die Dienste von jemandem in Anspruch zu nehmen, nur weil es an Möglichkeiten mangelt.
Ich glaube nicht, dass DogStays bereits seinen größten Erfolg hatte. Ich muss jedoch zugeben, dass der erfolgreiche Start, der Aufbau und das Wachstum von DogStays definitiv eine der herausforderndsten, frustrierendsten, aber auch befriedigendsten beruflichen Erfahrungen für mich war.
Supriya’s Tipps für Unternehmer in spe
Es ist sehr wichtig, zu planen und Meilensteine zu setzen, wann man etwas erreichen will, z. B. den Aufbau eines Unternehmens. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es manchmal riskant ist, sich in einer Idee und der Leidenschaft, die dahinter steckt, zu verlieren. Aber damit ein Traum nicht nur Traum bleibt bedarf es der Umsetzung konkreter, strukturierter Pläne.
Nyuko und Spuerkeess haben eine Partnerschaft abgeschlossen einerseits um den Unternehmergeist zu fördern und andererseits um die Position der Bank bei den Unternehmensgründern schon bei deren ersten Schritten stärken zu können. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.spuerkeess.lu/de/blog/expertenrunde/nyuko-unternehmergeist-foerdern/.